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Es ist zum Sprechen. Reden soll helfen, angeblich auch bei Pflanzen. Bei einem Gummibaum hat unsere Kolumnistin so schon erste Erfolge erzielt. Jetzt will sie das Experiment auch auf Blumen ausweiten.

© privat

Kolumne: Was machen wir JETZT?: Mit Pflanzen sprechen

Hast du einen grünen Daumen? Das fragte Björn Stephan vor zwei Wochen. Unsere Kolumnistin antwortet ihm heute.

Vor kurzem wurde ich vor dem Supermarkt von einem Öko-Aktivisten angesprochen. Er setzte sich für den Schutz von heimischem Grünzeug ein. „Pflanzen sind unsere Freunde!“, begrüßte er mich und wedelte mit einem Flyer vor meinem Gesicht herum. „Meine nicht“, entgegnete ich und ließ ihn verdutzt stehen. Das soll nicht heißen, dass ich Pflanzen, Blumen und Bäume im Allgemeinen nicht mag – ganz im Gegenteil. Das Problem ist eher: Sie mögen mich nicht. Jede Art von Grün, das ich einlud, in meinem bescheidenen Heim Wurzeln zu schlagen, starb binnen kürzester Zeit.

Drei Wochen in der neuen Wohnung, da muss doch ein bisschen blumige Fröhlichkeit einziehen, dachte ich mir. Ich kaufte einen wunderschönen Hibiskus und bezahlte horrende 15 Euro. Kaum hatte ich das Geschäft verlassen, ließ die einzige Blüte den Kopf hängen, zu Hause angekommen, war das erste Blatt braun. Der gesamte Busch starb kurz darauf. Pflanzen scheinen ein Warnsystem zu besitzen, das sie erfolgreich vor Käufern wie mir schützt und sie kurz nach dem Passieren der Kasse in den Selbstmord treibt. Lieber gleich eingehen, anstatt in meiner Obhut einen fauligen, langsamen Tod zu sterben.

Ich gieße grundsätzlich falsch. Woher soll man auch wissen, was „gelegentlich gießen“ auf der Pflanzenkarte heißen soll? Ich kann mich doch noch nicht mal um einen Kaktus kümmern. Meine Oma hingegen kann einen ganzen Regenwald artgerecht versorgen. Jedes Büschchen, jeder Stängel braucht unterschiedlich viel Wasser, Sonne und Dünger? Kein Problem. Oma kriegt das hin. Sie spricht mit ihren Pflanzen. Ich habe das einmal mitbekommen und fand es sehr aufregend. Vielleicht muss man auf eine soziale, vertraute Ebene mit seinen Pflanzen kommen, dachte ich mir. Also versuchte ich es mit Smalltalk, um den Gummibaum eines Freundes am Leben zu erhalten. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass niemand anderes mich sehen oder hören konnte, sprach ich ihn an: „Hey, Gummibaum, alles klar bei dir? Gut siehst du aus.“ Dabei beträufelte ich ihn zärtlich mit Wasser. Er lebt immer noch.

Vielleicht sollte ich den Pflanzen einfach noch eine Chance geben. Die 47. wäre das dann. Ich werde die Plastikstängel aus dem 1-Euro-Laden, die in der Bodenvase vor sich hinstauben, einfach gegen etwas Unkompliziertes austauschen. Gegen einen Gummibaum zum Beispiel, denn zu dem hab ich ja jetzt ’nen Draht.

Björn, bist du ungeduldig?

Nächste Woche schreibt an dieser Stelle Björn Stephan.

Constanze Bilogan

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