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Stich ins Herz. Die Wahl des richtigen Motivs will genau überlegt sein.

© privat

Kolumne: Was machen wir jetzt?: Tinte tragen

Wie findest du Tattoos? Das fragte Björn Stephan letzte Woche. Unsere Kolumnistin antwortet ihm heute.

„Tattoos erlauben einen Blick in dein Innerstes, kehren deine pechschwarze Seele nach außen“ – so las ich es vor kurzem in einem Tätowiermagazin. Was aber, wenn meine Seele doch eher bunt ist, oder rosa? Hat es sich dann erledigt mit dem Tattoo?

Dass man keine morbide Seite mehr haben muss, um sich Tinte unter die Haut stechen zu lassen, beweist jeder zweite Promi. Wenn ich also keine eigene Idee habe, kann ich mich beispielsweise von Nicole Richie inspirieren und mir Virgin („Jungfrau“) aufs Handgelenk schreiben lassen und vielleicht dazu den Barcode von Pink „Im Angebot für 1,98$“. Dann weiß wenigstens jeder sofort, was er bekommt und wie viel es kostet.

„Wie wär’s mit ’nem Schlampenstempel?“, schlägt eine Freundin vor und meint ein formschönes Arschgeweih. Warum nicht direkt ein Tribal? Was in den Neunzigern der letzte Schrei war und Grund genug, mit 14 zu Hause Krawall zu machen, um die benötigte Tattoo-Erlaubnis der Mutter zu bekommen, ist heute Goldgrube für Dermatologen mit Lasergerät.

Wenn ich mich dann für den Namen meines Freundes in chinesischen Schriftzeichen entschieden habe, muss ich mir nur noch die passende Stelle aussuchen, und die Message ist perfekt: Steißbein („Gib mir einen Drink aus“), Hals („Ich koste Steuergelder, denn Gefängnis ist teuer“) oder Kopf („Danke, ich möchte keinen Job“), da fällt die Wahl schwer.

Tätowierungen sind heute so alltäglich wie schwer erziehbare Jugendliche im Fernsehen. Sie sind Modeaccessoire und nicht mehr nur Schmuck spezieller Jugendgruppen. Klar, komplett zugepinselt will man nicht sein als Normalo-Mädchen. Aber so ein bisschen Rebell sein, mal was wagen. Deshalb haben die meisten ein zaghaftes Motiv, wahlweise am Handgelenk oder am Rücken. Da steht dann in Schreibschrift „Carpe Diem“, „Power“ oder „Faith“. Alles Dinge, die man nicht vergessen darf. Vielleicht sollte ich mir „Atmen“ stechen lassen.

Schon klar, Tattoos sind nicht mehr individuell. Egal, dann sind sie wenigstens nicht mehr nur Sträflingen, Rockern oder Seefahrern zugänglich. Besonders gefallen mir Tattoos bei Männern, das hat was verrucht Eigenwilliges. Lenny Kravitz kann sich also jederzeit gerne bei mir melden, auch mit ein bis zwei Tattoos mehr. Und wer sich noch nicht ans Eingemachte traut, für den gibt’s ja immer noch die T-Shirts von Ed Hardy.

Björn, bist du ein Tierfreund?

Nächste Woche antwortet an dieser Stelle Björn Stephan.

Cosntanze Bilogan

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