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Strandkorbpyramide. So sah das perfekte Sommerglück 1966 in Niendorf an der Ostsee aus.

© Dorothea Vieth

Mein SOMMER - 1966: Das Maß aller Urlaubsdinge

Während der Ferien steht die Schulseite im Zeichen des Sommers. Jede Woche ist ein anderes Jahrzehnt dran. Diesmal geht es um die Sechziger an der Ostsee.

Jedes Jahr im Sommer passiert es: Für wenige Momente finden sich Wind und Wärme zu einer Konstellation zusammen, die nur einen Gedanken zulässt: ab an die Ostsee. Nichts anderes als eben dies: Strandkörbe, Möwen, Meer, und zwar in Niendorf am Timmendorfer Strand. In der Version von 1966.

Ich weiß nicht, warum die Wahl damals auf Niendorf fiel. Es war einfach so, dass unser Vater Landwirt war und im Sommer während der Getreideernte unmöglich verreisen konnte. Aber er wollte seine Familie unbedingt hinbringen und abholen, um dann noch für zwei Tage mit uns am Strand zu sein. Darum kam von Celle aus eigentlich nur die Ostsee infrage.

Der Sommer 1966 ist der erste, an den ich mich gut erinnern kann. Er hatte alles, was wir zu unserem Glück brauchten: die Rosinenbrötchen zum Frühstück, den warmen Sand, unendliche Mau-Mau- Spiele, aus dem Radio Frank Sinatra oder die Beatles und am Abend „Schickmachen“ für das Café mit den besten Eisbechern. So blieb es jahrelang, und immer jubelten wir, wenn unser Vater dazukam. Selbst die Heimreise war ein Fest, denn zuhause warteten auf uns der sommerliche Hof und die Blumen, die unsere Großmutter im ganzen Haus verteilt hatte. Am nächsten Tag zogen wir wieder unsere Badeanzüge an, und los ging die Beerenernte im Garten und das Beregnen der Zuckerrüben auf dem Feld, bevor meine großen Schwestern mich mit ins Freibad nahmen. Wir lachten viel und stritten niemals.

Einige Jahre später verliebte sich unsere Tante während der Grünen Woche in einen Juister. Die beiden luden uns ein, und von dieser Insel kamen wir dann erst mal nicht mehr los: Bis wir heirateten, fuhren wir jeden Sommer mit unserer Mutter hin, und erst unsere Ehemänner brachten uns weg von den deutschen Strandkörben und hin nach Kreta, Schottland oder an den Atlantik. Und doch blieb das unscheinbare Niendorf ein Zauberwort für uns. Das Maß aller Urlaubsdinge. Der Inbegriff des Sommerglücks, den wir einfach transferierten an interessantere und wärmere Orte.

Die Dias von damals, die sind noch da. Vor wenigen Tagen haben wir sie wieder mal rausgeholt. Als das Dia auftauchte, das meine Mutter von unserer Strandkorbpyramide mit Schwester Dodo (ganz oben), Schwester Tina (in Bauchlage) und Vater Heinrich gemacht hat, sagten meine Eltern: Nimm das für die Zeitung. Hier ist es:

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