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Nebenjobs: Das habt ihr euch verdient

In den Semesterferien bessern viele ihren Kontostand auf. Aber wer eignet sich für welchen Job? Eine Typologie

DER FAULE

Hauptsache man muss nicht viel tun, das ist das Motto des Faulen. Idealerweise arbeitet er als Nachtwächter. Nebenbei, versteht sich, denn vorrangig hört er Musik, schaut auf dem Handy Filme oder surft im Internet. Dumm nur wenn der Ernstfall eintritt, weil unbefugte Personen das zu bewachende Gelände betreten. Dann muss er sich der Verantwortung stellen, die er sich mit dem prinzipiell entspannten Job aufgebürdet hat. Für den Faulen ein Worst-Case-Szenario.

DER STREBER

Er möchte mal eins von den ganz hohen Tieren werden, plant seine Nebenjobs Jahre im Voraus – und zwar so, dass sie ihm karrieretechnisch was bringen. Im Büro erscheint er immer zehn Minuten vor der Zeit, stets ordentlich zurechtgemacht. Er will nützliche Kontakte knüpfen oder zumindest den wichtigen Firmennamen in den Lebenslauf schreiben. Ein gutes Arbeitszeugnis macht Eindruck, das weiß er ganz genau, und darum steht er seinen Kollegen gerne mit seinen besserwisserischen Kommentaren zur Seite. Wichtige Infos behält er aber für sich. Könnte ja sein, dass man damit den Chef beim gemeinsamen Warten auf den Fahrstuhl beeindrucken kann.

DER AUFOPFERUNGSVOLLE

Er schiebt Überstunden, auch wenn sie nicht bezahlt werden. Er hilft den Kollegen, auch wenn er dadurch auf die Mittagspause verzichten muss. Die macht einen sowieso nur müde, schiebt er als Ausrede vor. Der Aufopferungsvolle ist meist der Letzte, der im Büro das Licht ausknipst und die Tür abschließt. Schlimm findet er das nicht: Einer muss es ja machen, damit der Laden läuft!

DER SCHMERZBEFREITE

Das Hertha-Spiel ist vorbei, die alkoholisierte Masse verlässt das Stadion. Was bleibt, ist der Müll, der von mittelmäßig motivierten studentischen Aushilfskräften weggeräumt werden will. Hätte schlimmer kommen können, denkt sich der Schmerzbefreite. Kaum ein Job ist ihm zu peinlich. Im Hasenkostüm verteilt er Zettel, als lebende Litfaßsäule läuft er durch die Fußgängerzone. Das Einzige, wovor er sich fürchtet: in diesem Aufzug seinem Schwarm zu begegnen.

DER CHECKER

Im Alltag bekommt er nichts auf die Reihe. In die Uni geht er bloß der Mensa wegen, die Deadline für die Hausarbeiten verpasst er regelmäßig. Trotzdem schafft es der Checker immer wieder, interessante und gut bezahlte Nebenjobs zu bekommen. Durch seine lockere Art lernt er auf der Aftershowparty der Berlinale einen Fotografen kennen, dem er bei der nächsten Reportage in Argentinien assistiert. Flug und Unterkunft sind natürlich inklusive, und die Bezahlung ist auch nicht schlecht. Auf der dazugehörigen Ausstellung lernt er spannende Menschen mit noch spannenderen Jobs kennen. Der Rest ergibt sich von selbst.

DER LIEBENSWERTE

Der Liebenswerte erledigt seinen Job, wie man es von studentischen Hilfskräften nur selten gewohnt ist: freundlich und zuvorkommend. Mit einem herzlichen Lächeln reicht er das Eis über die Theke der italienischen Gelateria, serviert Tante Erna einen Cappuccino im Parkcafé oder dem Businessman ein Steak zur Mittagszeit. Sätze wie „Einen wunderschönen Tag wünsche ich Ihnen“ gehören zu seinem festen Repertoire, denn der Stundenlohn ist gering und muss durch Trinkgeld aufgebessert werden. Gerade bei meckernden Kunden heißt das: Zähne zusammenbeißen und hoffen, dass man den verspannten Kiefer danach wieder auseinanderbekommt, um die nächste Bestellung entgegenzunehmen.

Miriam Mogge

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