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Panorama: Späte Erkenntnis

Schülern des Kant-Gymnasiums

Der Gewerkschaftsfunktionär Herr Dr. Djukic hat bis 1991 täglich mit Asbest gearbeitet. Im Interview danach gefragt, ob er denn über die damit einhergehenden Gefahren nichts wusste, antwortet er mit einem klaren Nein. Erst im Nachhinein sei ihm bewusst geworden, wie unaufgeklärt er war. Wie groß die Gefahr durch den Stoff Asbest für die Gesundheit ist, verdeutlicht der Parlamentsabgeordnete Samo Bevk. Er schätzt, dass sich bis zum Jahr 2025 die Anzahl der an den Folgen des Umgangs mit Asbest Erkrankten weltweit auf 400 000 verdreifacht haben wird.

Die hohen Erkrankungsrisiken wurden nicht nur in Slowenien verschwiegen, weltweit hatte lange die Produktion eines multifunktionellen, billigen Materials Priorität vor dem Schutz der Gesundheit. Nach der politischen Wende kamen die in der EU zum Umgang mit Asbest erarbeiteten Konzepte und Gesetze auch in Slowenien zur Wirkung. Man ging schnell daran, das Problem, dessen Ursprung in der Profitorientierung zahlreicher Unternehmen lag, in den Griff zu bekommen. Schließlich wollte Slowenien Mitglied in der EU werden – und wurde es vor zwei Jahren.

Was in Slowenien aber bis heute fehlt, ist die gesetzliche Verankerung einer Frist, innerhalb derer die Beseitigung des gesamten Asbestbestandes abgeschlossen werden muss. So fließt zum Beispiel noch immer täglich Trinkwasser durch asbestbelastete Rohrsysteme und gefährdet die Gesundheit weiterer Menschen. Laut Gesetz haben in Slowenien nur diejenigen Anspruch auf Zahlung einer Entschädigung, die infolge der Asbestbelastung bei der unmittelbaren Produktion erkrankt sind. Die Gesetzeslücke schließt Sekundärbetroffene völlig aus. So bleibt nur zu hoffen, dass die von der slowenischen Opposition geforderte Überarbeitung rechtlicher Grundlagen stattfindet, um Betroffenen die ihnen zustehende Unterstützung nicht zu verwehren und Asbest endgültig aus unserem Alltag zu beseitigen. Die Zeitungen und Fernsehstationen sollten ihre Wirksamkeit nutzen, um auf das Thema aufmerksam zu machen – so wie sie es auch vor zehn Jahren erfolgreich getan haben.

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