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Panorama: Wegen Überfüllung geschlossen Vor 50 Jahren gab es viele Schüler und zu wenig Platz

Als ich 1956 in die erste Klasse der CarlGoerdeler-Grundschule in Charlottenburg kam, fiel mir als Erstes das große Schultor auf. Am Tag der Einschulung gingen meine Mutter und ich zuvor in einen Gottesdienst am Lietzensee.

Als ich 1956 in die erste Klasse der CarlGoerdeler-Grundschule in Charlottenburg kam, fiel mir als Erstes das große Schultor auf. Am Tag der Einschulung gingen meine Mutter und ich zuvor in einen Gottesdienst am Lietzensee. Nach der Einschulung mit roter Schultüte, die mindestens zur Hälfte mit Papier gefüllt war, suchten wir einen Fotografen auf.

Wir waren 42 Schüler in der Klasse. Der Unterricht fand manchmal erst am späten Vormittag statt, weil wir so viele waren, und es nicht genügend Klassenzimmer gab. In der ersten Klasse wurde mit Bleistift geschrieben, in der zweiten mit dem Federhalter. Jede Bank war für zwei Schüler und hatte zwei Löcher für die Tintenfässchen. Erst ab der dritten Klasse durften wir mit einem Füllfederhalter schreiben.

Wie in wohl jeder Klasse gab es Brave und Böse. Die Bösen verkloppten die Braven, wenn die nicht alles mitmachten – so auch mich. Auf die ärmeren Klassenkameraden blickten die aus reicheren Verhältnissen herab, die schon eine elektrische Eisenbahn hatten oder deren Väter Juweliere oder Maskenbildner am Theater waren. In der Realschule, die ich ab 1962 besuchte, änderte sich das, da nun fast alle Familien vom Wirtschaftswunder profitiert hatten.

Viele Lehrer waren als Soldaten im Krieg gewesen. Sie überhäuften uns mit Tadel, zum Beispiel im Sportunterricht, wenn wir die Turnschuhe nicht mit dem eigenen Namen gekennzeichnet hatten. Im Winter ließen sie uns barfuß und mit freiem Oberkörper 20 Runden im verschneiten Schulhof drehen.

Der Aufklärungsunterricht in Biologie bestand aus einem Film, in dem Zeichentricksamen umherflitzten.

In den großen Pausen mussten wir zu zweit den benachbarten Park umrunden. Weil wir aber 23 Schüler waren, ging das nicht auf. Wer übrig blieb, musste unter Aufsicht älterer Schüler das im Dreck liegende Pausenbrotpapier aufsammeln.

Ich war froh, als ich 1966 endlich die Schule verlassen und beim Bezirksamt Charlottenburg eine Ausbildung beginnen konnte. Berufs- und Verwaltungsschule machten mir erheblich mehr Spaß, auch weil man jetzt endlich als Erwachsener behandelt wurde.

Joachim Kurz ist 55 Jahre alt und hat bis vor kurzem als Beamter des mittleren Dienstes im Bezirksamt Charlottenburg gearbeitet.

Joachim Kurz (55) , hatte ehemalige Soldaten als Lehrer und musste im Winter barfuß durch den Schnee rennen. Sie verteilten auch viele Tadel, etwa wenn Schuhe nicht gekennzeichnet waren.

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