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© privat

Wir müssen REDEN (14): Wahret das Briefgeheimnis

Was verdrängst du? Das fragte Ric Graf letzten Freitag – heute antwortet Elena Senft. Und beschreibt ihre großen Bögen, die sie sehr gerne um ungeliebte, da bürokratische, Schreiben macht.

Zu Hause ordne ich meine Post mittels eines dualen Systems. Angenehme Briefe werden geöffnet, andere lege ich mit spitzen Fingern ungeöffnet auf den Stapel anderer ungeöffneter Briefe. Diese beinhalten Kontoauszüge, Mitteilungen von Krankenkassen, Briefe, auf denen als Absender der Polizeipräsident vermerkt ist. Diese Briefe verdränge ich so lange, wie es geht, und das geht sehr lange. Ich muss auf einen Moment warten, in dem es mir sehr gut geht. Dann breite ich die Briefe auf dem Fußboden aus und öffne sie: Die Philologische Bibliothek der FU-Berlin droht, ein Inkasso-Unternehmen bei mir vorbeizuschicken, wenn ich nicht sofort meine elf geliehenen Bücher zurückbringe. Meine Hausverwaltung möchte eine Betriebskostennachzahlung. Ich werde aufgefordert, die Umsetzung meines Autos von der Gleimstraße in die Kopenhagener Straße zu bezahlen. Ein Strafzettel mit Vergehenshöhe von 5 Euro kostet auf einmal dank Mahngebühren 35 Euro. Früher war pubertärer Ärger mit der Polizei kurz und heftig, heute ist es ein langer, zermürbender Kampf. Als ich als 16-Jährige nachts aufgegriffen wurde, war der Ärger mit den Eltern größer als der mit der Polizei. Dafür ist die Schuldfrage eindeutiger, wenn man gerade nachts mit einer Horde anderer Mädchen gackernd in einem Steglitzer Freibad steht. Das ist heute besser: Ich behaupte einfach, ich sei nicht der Fahrer gewesen. Das wird wahrscheinlich eine lange Korrespondenz mit nervigen Behörden nach sich ziehen. Aber die öffne ich ja erst in ein paar Wochen.

Ric, hattest du schon mal Ärger mit der Polizei?

Nächsten Freitag antwortet Ric Graf an dieser Stelle.

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