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© Kai-Uwe Heinrich / Tagesspiegel

Wir müssen REDEN (15): Guten Abend, hier ist die Polizei

Hattest du mal Ärger mit der Polizei? Das fragte Elena Senft letzten Freitag - Ric Graf antwortet heute.

Ich hatte selten das Gefühl, etwas mit Paris Hilton gemein zu haben. Doch vor ein paar Jahren habe ich eine ähnliche Situation wie sie erlebt. Nicht dass eine meiner Freundinnen ohne Höschen beim Einsteigen in ein Auto von dutzenden Paparazzi fotografiert wurde, nein, ich wurde von der Polizei festgenommen. Wie Paris vor wenigen Monaten, als sie betrunken Auto fuhr und ohne Papiere erwischt wurde.

Bei mir war es anders. Ich hatte noch gar keinen Führerschein, ich war 15, als die Polizei zugriff. Es war kurz nach Weihnachten, und zwei Freunde und ich kamen nachts auf die schräge Idee, Skulpturen aus Weihnachtsbäumen in den Straßen Schönebergs zu bauen. Kunstvolle Skulpturen, die wir mit Baustellenbeleuchtung in Szene setzten. Natürlich war das einigermaßen doof, und natürlich hatten wir getrunken und uns wieder voll ins Leben nach den Feiertagen gestürzt.

Als wir durch Schöneberg von Straße zu Straße zogen und die ausrangierten Weihnachtsbäume zu verschiedenartigen Gebilden zusammenstellten, merkten wir nicht, dass uns eine Zivilstreife des örtlichen Polizeiabschnitts eine ganze Weile beobachtete. Bis zum Zugriff. Wir wurden am Winterfeldtplatz festgenommen, samt Hund Eddie, den wir dabei hatten. Noch kurz zuvor fühlten wir uns unheimlich cool, als wir die Bäume auf die Straßen trugen. Doch als wir im klapprigen VW-Bulli saßen, der uns auf die Wache brachte, war das nicht mehr wirklich lässig. Auf der Wache wurden wir einzeln von grimmigen bierbäuchigen Beamten verhört – nur Eddie bekam Leckerlis und wurde getätschelt.

Seitdem wurde ich braver, ein bisschen zumindest. Warum wir das machten? Keine Ahnung. Vielleicht um die familiäre Besinnung der Feiertage zu brechen.

Elena, bist du ein Familienmensch?
Elena Senft antwortet nächsten Freitag.

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