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Wir müssen REDEN (78): Halt mal die Klappe, Heidi!

Guckst du "Germany’s Next Topmodel"? Das fragte Elena Senft vorigen Freitag. Ric Graf antwortet ihr heute.

Auf einer Kostümparty vor ein paar Wochen traf ich eine Freundin, die Heidi Klum so gut kopierte, dass man fast glauben könnte, sie wäre es: Sie trug den Klum-typischen Blazer und eine blonde Perücke; in der einen Hand hatte sie eine Tüte mit Joghurt-Gums, in der anderen die Tüte eines Fastfoodrestaurants, gefüllt mit Chicken-Menü und Salat – alles Produkte, für die Heidi Klum im Fernsehen wirbt.

„Heidi 2“ war der Hit des Abends, denn ihre Rolle beherrschte sie perfekt. Sie sagte jedem: „Tut mir leid, heute habe ich kein Foto für dich“, und konnte dabei die spannungsgeladene Tonlage der Entscheidungen in der Klum-Show gut nachahmen und auch den Domina-Blick. Im Vergleich dazu looste ich als schlechte Joker-Kopie aus den Batman-Comics.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie eine Folge von „Germany’s Next Topmodel“ geschaut, mich hat es einfach nicht interessiert. Außerdem finde ich Heidi Klum bisweilen – wie soll ich sagen? – ziemlich anstrengend. „Heidi 2“ überzeugte mich aber an diesem Abend von der Idee, mal gemeinsam die Show zu gucken. Letzte Woche war es dann so weit: Ich besuchte sie in ihrer WG, wir aßen fettiges Essen und schauten dabei die Sendung. Meine Befürchtungen bestätigten sich sofort: Ich freute mich fast mehr auf die Werbepausen, weil sich „Heidi 2“ gestört fühlte, sobald ich einen Kommentar abgab, denn sie wollte ihre Lieblingssendung hochkonzentriert gucken. Die Stimme von Heidi Klum, die langweiligen „challenges“, und überhaupt dieser Begriff, gingen mir extrem auf die Nerven. Ich werde wohl nie zum Fan. Das Einzige, was mich infiziert hat, ist der Satz: „Du hast kein Potenzial“.

Heidi Klum ist ein Phänomen: Sie hält immer und überall ihr Gesicht für irgendein Produkt hin. Man hat fast das Gefühl, es gibt nichts, wofür sie nicht schon geworben hat – sie ist eine gute Verkäuferin und deshalb so omnipräsent. Und mir ist das ein Tick zu viel Präsenz. Da ich am Klatsch nicht vorbeikomme und in meinem Bad immer die Boulevardmagazine meiner Mitbewohnerin liegen, weiß ich zudem bestens Bescheid über ihre Liebe zu Seal, ihre Kinder, den letzten Urlaub, die jährliche Auffrischung ihrer Hochzeit, die anschließende Party und auf welchen Spielplatz Frau Klum geht. Dabei will ich das alles gar nicht wissen.

Elena, welcher Star nervt dich?

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