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Panorama: „Wir suchen Menschen mit Leidenschaft“ Eine Agentur bringt Experten an Schulen

Die FerdinandFreiligrath-Schule integriert schon seit Jahren Experten und Künstler, so genannte Dritte, in den Unterricht, zurzeit gefördert durch den Berliner Senat. Können auch normale Schulen, die über kein zusätzliches Geld verfügen, sinnvoll mit Dritten arbeiten?

Die FerdinandFreiligrath-Schule integriert schon seit Jahren Experten und Künstler, so genannte Dritte, in den Unterricht, zurzeit gefördert durch den Berliner Senat. Können auch normale Schulen, die über kein zusätzliches Geld verfügen, sinnvoll mit Dritten arbeiten?

Ja, unbedingt! Das Konzept der Freiligrath-Schule ist sehr ausgereift und inspirierend, aber natürlich nicht 1:1 übertragbar. Jede Schule muss ihren eigenen Weg finden, um von der Arbeit mit Dritten zu profitieren und sollte sich von den „Modellschulen“ inspirieren lassen. Es sind viele Wege denkbar: Eine Schule kann mit einem einzigen Experten anfangen, sie kann ihn oder sie in den normalen Unterricht integrieren oder auch alleine Projekte gestalten lassen, sie kann die Stundenzahl frei bestimmen. Das neue Schulgesetz eröffnet den Schulleitern die Möglichkeit, Honorarkräfte einzustellen.

Sie wollen Experten an Schulen vermitteln. Was müssen diese Menschen mitbringen?

Ob Musiker, Tischlerin oder Top-Manager im Ruhestand – wichtig ist, dass der Mensch gerne mit Kindern arbeitet und in seinem Beruf qualifiziert ist, dass er eine Leidenschaft hat, die er weitergeben möchte. An der Hunsrück-Grundschule etwa hatte durch unsere Vermittlung vergangene Woche der Musiker Rico Diessner seinen ersten Einsatz und hat dabei die Kinder so fasziniert, dass jetzt die meisten von ihnen unbedingt mehr von ihm lernen wollen. Es können auch Menschen mit ungewöhnlichen Lebensläufen sein, die etwa mal ein paar Jahre im Bauwagen gelebt haben.

Auf welche Weise lernen die Experten und Künstler, wie sie sich vor einer Schulklasse verhalten sollen?

Wir bieten Interessierten vorher Schulungen an. Wichtig ist auch, dass die Dritten Lehrer und Eltern kennen lernen, bevor sie mit der Arbeit beginnen – Lehrer und Eltern sollen sich mitverantwortlich fühlen. Projekte mit Dritten haben dann die besten Erfolgschancen, wenn es gelingt, dass die Schüler die Verantwortung dafür übernehmen, dass sie es als ihr eigenes Projekt empfinden. Wer von außen kommt, hat da eher die Rolle des Initiators, Begleiters, Beraters, Moderators.

Woher sollen Schulen das Geld für die Dritten nehmen?

Kreative Schulleiter haben an verschiedenen Schulen in Deutschland gezeigt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wir vom Projekt Resonanz beraten Schulen, die mit Dritten arbeiten wollen – auch was das Finanzielle betrifft. In manchen Schulen kann das Geld aus Elternfördervereinen kommen, andere können bei Stiftungen Geld beantragen oder Sponsoren auftun. Jedenfalls sollten Dritte keinesfalls ohne Honorar oder für einen Euro die Stunde arbeiten. Das wäre ein Symbol mangelnder Wertschätzung und fatal. 20 Euro brutto pro Stunde ist das Mindeste.

Das Gespräch führte Dorothee Nolte.

Tagesspiegel-Leser, die sich für eine Arbeit als Dritte interessieren, finden Informationen unter www.now-next.de/resonanz oder dienstags und donnerstags von 16 bis 18 Uhr telefonisch unter 030-78 95 77 39.

GUIDO HOLTKAMP (38) ist Medienpädagoge und Initiator der Agentur „Resonanz“, die Profis an Schulen vermittelt. Er arbeitet auch als Filmemacher und in Projekten mit Jugendlichen.

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