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World Wide WEG: ich@australien

Vergeht die Zeit in Downunder schneller? Unser Kolumnist hat da so einen Verdacht

Von:

Julius Wolf

An: werbinich@tagesspiegel.de

Betreff: Countdown zur Abreise

Ich habe noch 14 Tage in Australien, bevor ich mich auf den Heimweg mache. Aber wie bei der Hinreise bin ich noch nicht aufgeregt. Erst als ich ins Flugzeug eingestiegen bin, kam damals die Aufregung. Vielleicht ist es dieses Mal wieder so. Vielleicht wird mir erst am Flughafen klar, dass meine 18 Monate jetzt rum sind. Gefühlt war es allerdings nur ein halbes Jahr. Kann ja eigentlich nicht sein, dass die Zeit downunder wesentlich schneller vergeht als in Berlin. Tut sie aber. Zwei Wochen habe ich noch mit Nichola, wahrscheinlich wird es sich am Ende anfühlen wie zwei Stunden.

Ich erinnere mich noch daran, wie ich in Melbourne angekommen bin. An all die Leute, die kurz vor der Rückreise waren und nicht fassen konnten, dass ihr Trip schon vorbei sein soll. Jetzt bin ich in der gleichen Situation. Es ist wie damals als kleines Kind, als die Sommerferien in Italien immer viel zu schnell vorbei waren. Ich hatte so viel Spaß, dass gar kein Platz für Langeweile war. Besonders die vergangenen anderthalb Monate. Urlaub. Endlich keine Arbeit mehr. Dieses Sommerferiengefühl möchte ich noch eine Weile behalten. Meine Vorfreude auf Berlin wird zwar immer größer, auf meine Eltern, auf alle meine Freunde. Auf Kreuzberg und auf Berliner Partys. Aber genauso sehr freue ich mich darauf, dass ich nach zwei oder drei Monaten wieder weiterreisen kann. Der Studienplatz ist noch nicht bereit für mich. Ich werde arbeiten, dann reisen. Kanada. Ein neues Land und neue Leute. Bin gespannt auf den Unterschied zu Australien, wo es oft so heiß war. Wo ich Kängurus sah und Koalas. Und Kanada? Wahrscheinlich 30 Grad unter null, keine Kamele und Dingos, sondern Elche und Bären. Kein Rösten in der Sonne, sondern Snowboarden. Keine Obstfarmen mehr, auf denen ich arbeiten kann, sondern Ölplattformen. Zumindest heißt es, dass man da auch ohne spezielle Ausbildung gute Jobs finden kann. Und wenn ich schon mal in Nordamerika bin, also New York und San Francisco sind dann nicht mehr so weit weg.

So ein Traveller-Leben gefällt mir besser und besser. Mit großer Wahrscheinlichkeit werde ich es nicht führen, sondern wieder fest in Berlin leben und studieren. Und diese Aussicht beruhigt ein wenig, wenn mir vor lauter zukünftigen Reiseplänen der Kopf brummt. Nur, sie schwirrt halt weiter, diese Lust auf die Fremde, die Ferne …

Julius Wolf

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