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Panorama: Wowereits Kalkül

Lange Zeit hatten CDU und FDP gehofft, bei der Wahl davon zu profitieren, dass SPD und PDS auf die Gemeinschaftsschule zusteuern wollten. Aber dann vermasselte ihnen der Regierende Bürgermeister das Kalkül, indem er kurz vor der Wahl ankündigte, er wolle weder einen „Kulturkampf gegen die Gymnasien“ noch die „Einheitsschule“: Die bildungspolitischen Ängste der bürgerlichen Schichten wurden durch diese Zusagen teilweise zerstreut, und die SPD gewann die Wahl.

Lange Zeit hatten CDU und FDP gehofft, bei der Wahl davon zu profitieren, dass SPD und PDS auf die Gemeinschaftsschule zusteuern wollten. Aber dann vermasselte ihnen der Regierende Bürgermeister das Kalkül, indem er kurz vor der Wahl ankündigte, er wolle weder einen „Kulturkampf gegen die Gymnasien“ noch die „Einheitsschule“: Die bildungspolitischen Ängste der bürgerlichen Schichten wurden durch diese Zusagen teilweise zerstreut, und die SPD gewann die Wahl.

Der Ärger über dieses geschickte Manöver Wowereits kam in der vergangenen Woche wieder hoch, als sich SPD und PDS auf ein Pilotprojekt zur Gemeinschaftsschule einigten. Prompt schallte es aus der CDU und FDP, der Regierende habe sich des „Wahlbetrugs“ und des „Wortbruchs“ schuldig gemacht.

Hat er das? Die Fakten sprechen dagegen. Denn ein paar freiwillige Pilotversuche bedeuten nun wirklich nicht, dass Berlin bereits die „Einheitsschule“ habe oder dass die Gymnasien kaputtgingen. Im Gegenteil: Die Gymnasien, die zurzeit mit dem Gedanken liebäugeln, am Pilotprojekt teilzunehmen, sind eher Schulen, die mangels geeigneter Schüler schon länger auf dem absteigenden Ast sitzen und durch Kooperationen mit guten Grundschulen ihr Überleben sichern wollen.

Von einer „Einheitsschule“ ist Berlin weit entfernt. Erst zur nächsten Wahl im Jahr 2011 wird diese Frage wieder virulent und dann werden die Berliner im Lichte der Pilotphase und ihrer eigenen Erfahrungen entscheiden können, ob sie eine Partei wählen, die tatsächlich die Gymnasien abschaffen will.

Viel wahrscheinlicher ist allerdings, dass es dann zu einer ganz anderen Entwicklung kommt, nämlich einer wie in Brandenburg, in der es noch Gymnasien gibt und daneben eine weitere „Oberschule“, so dass zumindest die Aufsplittung in Haupt- und Realschüler entfällt. Selbst in der CSU gibt es inzwischen Stimmen, die aufgrund der mangelnden Akzeptanz in der Bevölkerung und aufgrund des Schülerrückgangs die Abschaffung der Hauptschule fordern – und das, obwohl an bayerischen Hauptschulen im Vergleich zu den hiesigen geradezu paradiesische Verhältnisse herrschen.

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