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© dpa-Zentralbild

Wetter: Goldener September

27 Grad. So spät im Jahr. Aber wer sich erinnert, weiß: Dieser Monat hält meistens schönes Wetter bereit.

Nicht nur die Marathonläufer, die durch die Berliner Innenstadt rannten, kamen gestern gehörig ins Schwitzen. Auch die Zuschauer, die den Rundkurs säumten, und selbst die trägen Spaziergänger legten nach und nach Jacken und Pullover ab. Bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen von bis zu 27 Grad Celsius konnte man meinen, der Sommer wolle partout nicht aufhören.

„In der Tat ist es dieser Tage überdurchschnittlich warm und trocken“, sagt der Meteorologe Rüdiger Sasse vom Wetterdienst „Q.met“, der unter anderem die Vorhersagen für den Tagesspiegel macht. „Bisher ist der September in der Region Berlin-Brandenburg zwei Grad wärmer als gewöhnlich, und auch im Rest des Landes herrscht vielerorts ein ausgesprochen schöner Altweibersommer.“ Lediglich im Süden führe feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum zu Hochnebel und Schauern. Im Norden herrschen, zumindest tagsüber, seit einer Woche blauer Himmel und wohlige Temperaturen.

Queenie sei Dank. Denn so heißt das Hochdruckgebiet, das in den vergangenen Tagen unser Wetter bestimmte. „Wenn ein Hoch herrscht, kommt die Atmosphäre zur Ruhe“, erklärt Sasse. „Die Luft bleibt dann am gleichen Ort und kann sich richtig aufheizen.“ Vorausgesetzt, sie ist trocken, ansonsten würden sich vor allem morgens Nebel und Hochnebel bilden. „Dann sitzt man den halben Tag im nebligen Dunst und bekommt vom Sonnenschein nichts mit.“

Eine stabile Schönwetterperiode, wie wir sie derzeit erleben, sei keine Ausnahme, sondern eher typisch für den September, fügt er hinzu. Und sie wird auch über den kalendarischen Herbstanfang am morgigen Dienstag hinausreichen, denn vom Atlantik nähert sich bereits Hoch „Rosemarie“. Gut möglich, dass die Temperaturen sogar noch etwas zulegen, sagt Sasse. Als einen eindeutigen Beleg für den Klimawandel will er die Messungen aber dennoch nicht interpretieren: Die Werte lägen im üblichen Toleranzbereich. „Es ist kein Jahrhundert-September“, meint der Meteorologe. Gut möglich, dass bis zum Monatsende noch ein Kälteeinbruch kommt und die Statistik nach unten korrigiert werden muss.

Gleichwohl zeigt der langfristige Temperaturtrend nach oben. Wie die US-Behörde NOAA (National Oceanic And Atmospheric Administration) berichtet, waren die Ozeane im August so warm wie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1880. Mit durchschnittlich 16,9 Grad lag die Wassertemperatur an der Oberfläche der Weltmeere ein halbes Grad über dem August-Mittel des gesamten 20. Jahrhunderts.

Dazu passen Satellitendaten vom Eispanzer um den Nordpol. Seit 1979 wird dessen Ausdehnung vom Weltraum aus überwacht. Demnach ist das arktische Meereis in diesem Jahr auf 5,1 Millionen Quadratkilometer zusammengeschmolzen: Platz drei nach den Jahren 2007 und 2008. Forscher glauben, dass die sommerliche Eisbedeckung langfristig mindestens um ein Fünftel unter dem Schnitt der Jahre 1979 bis 2000 liegen wird.

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