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Panorama: Wetterausblick: Warten auf den Traumsommer

"Jetzt reicht es", sagte eine Frau am Sonntag, als sie den Schnee sah. Dabei ist Schnee doch etwas Schönes.

Von Andreas Oswald

"Jetzt reicht es", sagte eine Frau am Sonntag, als sie den Schnee sah. Dabei ist Schnee doch etwas Schönes. Und wann kommt man schon um diese Jahreszeit noch in den Genuss der weißen Pracht? Es gibt also Grund zur Freude. Auch deshalb, weil der späte Schnee möglicherweise die Chancen für einen Traumsommer erhöht. Aber dazu später.

Wie schön das Wetter in den letzten zwei Tagen war, wissen all diejenigen, die sich längere Zeit draußen aufhielten. Sie mussten zwar einen dicken Wintermantel tragen, aber wenn sie ihr Gesicht lange genug in die Sonne hielten, konnten sie sogar einen kleinen Sonnenbrand bekommen. "Daran sieht man, wie stark die Sonne jetzt bereits ist", sagt Thomas Globig von Meteomedia/Meteofax.

Wer am Mittelmeer lebt, kann das gerade erleben. Eine ungewöhnliche Hitzewelle sucht den Süden Italiens und Griechenland heim. Temperaturen von deutlich über 30 Grad wurden dort in den vergangenen Tagen gemessen. Auf Samos wurden gestern sogar Waldbrände gemeldet, die mit großem Aufwand bekämpft werden.

In Deutschland wird nach einer trüben Durststrecke ein Hoch die Wolken bis zum Sonntag vertreiben und die Temperaturen zum Wochenbeginn in weiten Teilen Deutschlands teils knapp über die 20-Grad-Marke steigen lassen, sagen die Meteorologen. Bis sich die Werte der Jahreszeit angepasst haben, präsentiert sich die letzte Märzwoche noch mit einem Mix aus Wolken, Regen und ein wenig Sonne. In den kommenden Tagen lenkt Tief "Martin" noch feuchte Meeresluft nach Deutschland. Am Mittwoch zieht von Westen her wieder Regen auf. Die Regenwolken bewegen sich den Rhein entlang und erreichen später auch die Nordsee, wie der Wetterdienst Meteomedia berichtete. Im Osten sowie in Bayern bleibt es bei zeitweiligem Sonnenschein weitgehend trocken. Am Donnerstag sind dann fast überall dichte Wolken und Regen zu erwarten. Nachdem der Start in den Frühling zu kalt war, normalisieren sich die Temperaturen. Die Werte klettern allmählich über 20 Grad, nur im Nordosten bleibt es zum Teil deutlich kühler.

In einer Woche werden die Langfrist-Meteorologen der Freien Universität Berlin ihre ersten Prognosen für den Sommer abgeben. Wie diese Prognosen aussehen werden, sagen sie nicht, das ist noch streng geheim. Dennoch lässt sich schon jetzt einiges sagen. Nun sind Langfrist-Meteorologen umstritten. Kurzfrist-Meteorologen wie Thomas Globig sagen, es sei nicht zu verantworten, das Wetter mehr als ein paar Tage im Voraus erkennen zu wollen. Was die langfristigen Prognosen interessant macht, ist jedoch die Tatsache, dass sie oft richtig liegen - wie beispielsweise im letzten Jahr.

Zudem ist das Wetter gerade jetzt Gesprächsstoff, wo es verrückt zu spielen scheint. Schnee in diesem Ausmaß um diese Jahreszeit - 13 Zentimeter in Berlin, über 20 in Brandenburg - gibt es selten. 1995 war es ähnlich, davor 1977. Vergleichbare Jahre sind so selten, dass diejenigen Langfrist-Prognostiker an der Freien Universität, die nach einem Analogie-Modell vorgehen, wegen des Mangels an Vergleichen große Probleme haben. Ihre Kollegen, die nach einem so genannten Regressionsmodell vorgehen, haben es leichter. Sie vergleichen bestimmte Luftdruckverhältnisse auf der Nordhalbkugel und ziehen daraus Schlüsse für die Temperaturentwicklung in Deutschland. Schon jetzt verraten sie ihre Prognosen für die nächsten drei Monate. Danach soll der April etwas wärmer werden. Der Mai, so Rainer Dettmann von der FU, soll zunächst einen Kälterückschlag bringen, aber gegen Ende warm werden. Wechselhaft und kühler als im letzten Jahr soll dagegen der Juni werden, sagte Dettmann gestern von seinem Krankenbett aus, wo er gerade seine Erkältung wegen des gegenwärtigen Wetters auskuriert.

Thomas Globig kritisiert zwar die Langfrist-Prognostiker, räumt aber ein, dass es bestimmte längerfristige Zusammenhänge geben kann. Je länger es kalt bleibe, desto plötzlicher sei oft der Übergang zu warmem Wetter.

Es gibt noch einen zweiten häufigen Zusammenhang: Wenn Mai und Juni kühl und trübe sind, wird der restliche Sommer eher heiß und sonnig. Dies sind Erfahrungswerte. Präzise Temperaturvorhersagen, wie sie die Langfrist-Prognostiker vornehmen, lassen sich aber daraus nicht ableiten. Im vergangenen Jahr hatten wir einen Rekord-Juni, der anschließende Hochsommer wurde trübe. Dass der Juni diesmal kühler wird, vermutet auch Globig. Das wiederum würde bedeuten, dass der anschließende Hochsommer immerhin um einiges schöner wird als im letzten Jahr.

Wir sind ja bescheiden geworden.

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