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Wie ist Hamburg heute vorbereitet?: Auf Warften gebaut

Sturmfluten sind nur ein Klimarisiko, das auf die Hafenstadt zurollt. Mit einem Forschungsprojekt werden die Schwachstellen erkundet.

Im Gegensatz zu anderen Orten, bei denen nach einer Flut schnell das Vergessen über die Schäden einsetzt, ist die große Sturmflut von 1962 in Hamburg bis heute „sehr präsent“. Das hat Thomas Zimmermann festgestellt. Der Stadtplaner arbeitet im Forschungsprojekt Klimzug-Nord, das Anpassungsstrategien an den Klimawandel entwirft. Sturmfluten zählen zu den Klimarisiken, auf die sich Hamburg vorbereiten muss. Nach 1962 wurden neue Deiche gebaut und vorhandene saniert. Außerdem werden die Deiche gut instand gehalten und werden ständig überwacht. Doch im Falle einer Sturmflut „muss man sich auch über die Schäden Gedanken machen, die entstehen, wenn sie höher ausfällt als die Deiche ausgelegt sind, oder wenn mal ein Deich bricht“, sagt Zimmermann.

Für die Hafen-City, den neuen Stadtteil, in dem auch die Elbphilharmonie entsteht, gilt das ganz besonders. Die alte Speicherstadt, wo sie entsteht, liegt vor der Deichlinie. Deshalb wird in der Hafen-City auf sogenannten Warften gebaut, also Landaufschüttungen, um die Gebäude auf ein höheres Niveau zu bringen. Die Erdgeschosse sollen sturmflutsicher werden, indem Betonwände vor die Glasfassaden und Türen gezogen werden können. Ähnliches gilt für die Tiefgaragen. Damit folge Hamburg nicht der niederländischen Devise der totalen Sicherheit. Dort sollen die Deiche auf Sturmflutereignisse aufgerüstet werden, mit denen derzeit alle 20 000 Jahre zu rechnen ist. In Hamburg geht es darum, das Restrisiko in den Griff zu bekommen – und sich an die Verhältnisse anzupassen.

Was dazu allerdings nicht recht passen will, ist die Entscheidung Hamburgs für die Elbvertiefung. Zwar halten die Wirtschaftspolitiker diese für absolut notwendig, damit die großen Containerschiffe weiterhin in Hamburg abgefertigt werden können. Doch die tiefere Elbe bringt dann auch Sturmfluten nach Hamburg, die deutlich höher auflaufen können als bei der Katastrophe 1962.

Konzepte, wie Wilhelmsburg vor Sturmfluten besser geschützt werden könnte, gibt es inzwischen auch. Der Stadtteil war 1962 zerstört worden, wurde dann wieder aufgebaut und gilt heute als soziale Problemzone Hamburgs. Der Stadtteil wurde vernachlässigt, soll jetzt im Zuge der Internationalen Bauausstellung (IBA) aber in den Blick genommen werden. Die Klimzug-Forscher stellen sich für Wilhelmsburg eine zweite und eine dritte Deichlinie vor und Rückhaltebecken, um die Flutspitzen kappen zu können. In diesen Zonen wünschen sie sich eine „hochwasserangepasste Bauweise“, zum Beispiel in Form von schwimmenden Häusern. Die IBA-Planer haben sich das schon mal zu Herzen genommen. Ihr Büro schwimmt schon.

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