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Panorama: Wie würden Sie entscheiden?

Klaus Kruse (70) ist früherer Verkehrsrichter, Dozent der Deutschen Akademie für Verkehrswissenschaft und Vizepräsident des Bundes gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr. Herr Kruse, ein 18Jähriger ohne Führerschein am Steuer.

Klaus Kruse (70) ist früherer Verkehrsrichter, Dozent der Deutschen Akademie für Verkehrswissenschaft und Vizepräsident des Bundes gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr.

Herr Kruse, ein 18Jähriger ohne Führerschein am Steuer. Ist das Alltag in Deutschland?

Das kann ich mir nicht vorstellen, auch wenn viele Fälle unentdeckt bleiben. Die Tat wird zwar so hoch bestraft wie eine folgenlose Trunkenheitsfahrt – mit Geldstrafe oder bis zu einem Jahr Haft –, ist aber Gott sei Dank nicht so häufig wie diese.

Welche Strafen sieht das Gesetz für einen Fall wie den von Küblböck vor?

Geht man davon aus, er ist ein Ersttäter und es war kein Alkohol im Spiel, werden üblicherweise um die 30 Tagessätze verhängt. Sollte er dazu wegen fahrlässiger Körperverletzung verurteilt werden, kommen noch einmal 20 Tagessätze hinzu. Das Gericht wird die Art der Verletzungen berücksichtigen und auch nicht vergessen, dass Küblböck selbst offenbar den größten Schaden davongetragen hat. Sollte Küblböck allerdings betrunken gewesen sein, kommen auch 100 Tagessätze oder mehr in Betracht.

Wie viel muss ein gut verdienender Fernsehstar wie er dann tatsächlich zahlen?

Das hängt von seinem aktuellen Einkommen am Tag der Entscheidung ab. Das Monatseinkommen wird auf Tage umgerechnet. Das muss er bezahlen, auch wenn er bald wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwindet und deutlich weniger verdient.

Wird auch die Frau bestraft, die ihm das Auto gegeben hat?

Sollte sie davon gewusst haben, dass der Fahrer keine Fahrerlaubnis hat, wird sie bestraft wie der Fahrer selbst. Selbst wenn sie es nicht weiß, aber fahrlässig gehandelt hat, weil sie sich beispielsweise die Fahrerlaubnis nicht hat zeigen lassen, wird sie ebenfalls bestraft – allerdings milder.

Wenn Daniel Küblböck seinen Führerschein immer noch machen will – dürfte er das trotz einer Verurteilung?

Das Gesetz sieht Sperrfristen von sechs Monaten bis zu fünf Jahren vor. Aber davon machen die Richter meist nur Gebrauch, wenn sie Wiederholungen befürchten oder der Fahrer betrunken war.

Das Gespräch führte Jost Müller-Neuhof.

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