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Wilhelmshaven: Betrug mit Billigsärgen - Bestatterinnen vor Gericht

Die Hinterbliebenen bezahlten teure Särge, aber zwei Bestatterinnen legten die Toten in Billigsärge. Obwohl es sich um Feuerbestattungen handelte, flog der Betrug durch einen Mitarbeiter auf.

Weil sie Verstorbene in Billigsärgen bestattet, deren Hinterbliebenen aber teure Särge in Rechnung gestellt haben sollen, müssen sich zwei Wilhelmshavener  Bestatterinnen seit Donnerstag vor Gericht verantworten. Die Angeklagten äußerten sich zum Prozessauftakt zunächst nicht zum Vorwurf des gewerbsmäßigen Betrugs, wie das Amtsgericht mitteilte. Sie sollen laut Anklage bei 23 Feuerbestattungen jeweils nach der Trauerfeier die Bestattungshelfer angewiesen haben, die Toten von den bis zu knapp tausend Euro teuren Särgen in Billigmodelle zum Einkaufspreis von 65 Euro umzubetten.

Ein ehemaliger Bestattungshelfer trat vor Gericht als Zeuge auf und schilderte nach Angaben einer Gerichtssprecherin teils unter Tränen, wie die Angehörigen der Toten betrogen worden seien. Diese hätten Särge aus dem Ausstellungsbereich erworben, woraus die Leichen dann nach der Trauerfeier und kurz vor der Feuerbestattung in so genannte Billig-Verbrenner umgebettet worden seien. Dabei handele es sich um schlichte Kiefernholzkisten ohne Beschläge oder Griffe. Darin seien auf Anweisung der Angeklagten die betreffenden Toten bestattet worden, während die Hinterbliebenen die teuren Särge bezahlen mussten.

Sargtausch kam durch Mitarbeiter ans Licht

Diese Modelle wurden dem Zeugen zufolge immer wieder im Ausstellungsraum aufgestellt, auch die Sargwäsche - der Stoff, mit dem der Sarg ausgeschlagen ist - sei mehrfach verwendet und in Rechnung gestellt worden. Sei einmal kein "Billig-Verbrenner" auf Lager gewesen, sei ein abgenutztes oder preiswerteres Ausstellungsstück für die betreffende Feuerbestattung genommen  worden. Wenn sich dann Angehörige für die "schöne Trauerfeier" bedankt hätten, habe er sich sehr schlecht gefühlt, sagte der frühere Bestattungshelfer nac Angaben der Sprecherin unter Tränen. Heute habe er große Probleme, beruflich wieder Fuß zu fassen.

Obwohl es sich um Feuerbestattungen handelte, war der mutmaßliche systematische Sargtausch ans Licht gekommen, nachdem sich ein Mitarbeiter an die Polizei gewandt hatte. Ob auch der Inhaber der beiden betroffenen Bestattungsunternehmen von den mutmaßlichen Umbettungen wusste, hatte die Staatsanwaltschaft nicht nachweisen können. Die beiden angeklagten Frauen zählten den
Ermittlern zufolge ebenfalls zur Geschäftsleitung. (bvdw/AFP)

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