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Winnenden: Amok-Ankündigung von Tim K. wird offiziell angezweifelt

Tim K. hat seinen Amoklauf am Mittwoch in Winnenden womöglich doch nicht vorab im Internet angekündigt. An der Echtheit des Chat-Room-Eintrags hegen die Staatsanwaltschaft Stuttgart und die Waiblinger Polizei erhebliche Zweifel. "Wir sind wie vor den Kopf gestoßen", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stuttgart, Claudia Krauth dem Tagespiegel.

An der Echtheit des Chat-Room-Eintrags des Amokläufers Tim K. hegt die Staatsanwaltschaft Stuttgart erhebliche Zweifel. "Wir sind wie vor den Kopf gestoßen", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stuttgart, Claudia Krauth dem Tagespiegel. "Wir sind fest davon ausgegangen, dass der Eintrag stimmt, weil wir ihn auf dem Computer des Amokläufers gefunden haben", sagte Krauth weiter.

Der Online-Service Krautchan.net hatte am Nachmittag auf seiner Seite behauptet, dass der von der Polizei veröffentlichte Eintrag gefälscht ist. Auf der Seite soll der Amokläufer Tim K. seine Drohung platziert haben. Er verwies darauf, dass der Forumsbeitrag seiner Kenntnis nach nachträglich manipuliert worden sei und als gefälschter "Screenshot" in Umlauf gebracht worden ist. Er bezog sich auf entsprechende Diskussionen der Nutzer.

"Wir sind verwirrt und müssen nun erstmal sehen, wie es weiter geht. Im Prinzip stehen wir am Anfang", sagte Krauth dem Tagesspiegel. Jetzt müsse erstmal in Ruhe geprüft werden, was es mit dem Eintrag auf sich habe, sagte Krauth. Auch mit dem bayerischen Jungen und seinem Vater, der den Eintrag publik gemacht hatte, müsse nun erneut gesprochen werden. "Unsere Experten sitzen daran, noch sind viele Fragen offen."

Auch die Polizeidirektion erklärte am Donnerstagabend, dass es derzeit keine Hinweise gebe, dass Tim K. die Nachricht tatsächlich auf seinem Computer geschrieben habe. Wie es zu der Falschmeldung kam, sei noch unklar.

Zugespielte Beweise, die die These belegen könnten, geben keinen klaren Aufschluss. Die Internet-Ankündigung ist aber laut Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) zweifelsfrei echt, die Ermittler hätten entsprechende Daten auf dem PC des Amokläufers gefunden. Zudem hatte ein Jugendlicher aus Bayern den Eintrag gesehen, aber zunächst nicht ernst genommen. Nach der Tat informierte er seinen Vater, dieser ging dann laut Rech zur Polizei.

Server maßlos überlastet

Die Seite www.krautchan.net selbst war am Donnerstag nicht mehr erreichbar. Auf der Startseite heißt es: "Leider wird unser winziger Server mit dem momentanen Ansturm nicht fertig. Es gibt allerdings auch gar nichts zu sehen, da die deutsche Presse sich (...) von einer Fälschung hat täuschen lassen. Hier wurde kein Amoklauf angekündigt, es gibt hier nur Leute, die mit Photoshop umgehen können."

Ein Experte zur Quellenprüfung im Internet, der Berliner Journalist Albrecht Ude sagte, dass eine abschließende Beurteilung nicht mehr möglich sei, da alle Seiten gelöscht worden seien. "Die Firma, wo das Forum registriert ist, ist aber schon einmal durch eine Fälschung aufgefallen." Allerdings sei es seltsam, dass die Inhalte allesamt verschwunden seien. "Wenn man behauptet, dass das ganze eine Fälschung ist, mutet es seltsam an, wenn alle Beweise, die dies belegen, gelöscht worden sind." (nal/imo/tsp/dpa)

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