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Der erste Schnee dieses Winters im Schlosspark Schönhausen am 22.11.2015 in Berlin.

© dpa

Winter 2015: Weiße Weihnacht – eine schwierige Frage

Meteorologen können frühestens eine Woche vor dem Fest eine Vorhersagen treffen. Nach dem ersten Schnee wird es jetzt wieder milder - und dann?

Der erste Schnee ist gefallen und damit beginnt das Hoffen auf eine weiße Weihnacht. Seriöse Prognosen für das Weihnachtswetter könne es aber erst frühestens eine Woche vor dem Fest geben, erklärt Diplom Meteorologe Lars Kirchhübel vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Alle derzeitigen Spekulationen über Schnee an Weihnachten würden nur auf statistischen Werten aus vergangenen Jahrzehnten beruhen. Dabei bestehe die Chance auf eine weiße Weihnacht sowieso nur alle drei bis vier Jahre, erklärt der Wetter-Experte. Am Wochenende wurde es selbst in den Flachlagen weiß in Deutschland. Selbst an der Küste in Hamburg hat es geschneit. Eine Ehrenformation der Bundeswehr probte am Wochenende im Schnee für die Trauerfeierlichkeiten für Helmut Schmidt.

Doch nach Angaben des DWD waren die zarten Flocken erst einmal nur ein kurzes Winter-Intermezzo. Am Mittwoch erwartet der DWD an der Nordseeküste schon wieder milde acht Grad Celsius. Insgesamt habe Tief „Jürgen“ für ganz Deutschland ein eher nasskaltes Wetter im Gepäck. Die Meteorologen sagen Regen, Schnee und starke Böen voraus. Neuschnee wird es vor allem in den Mittelgebirgen und im Süden Deutschlands geben.

So warm wie in der ersten Hälfte des Monats November werde es aber nicht mehr. „Es kommen jetzt normale November-Temperaturen auf uns zu“, sagt Kirchhübel. „Der übliche Mittelwert sollte eigentlich 4,2 Grad Celsius betragen. Dieses Jahr war es bisher im November viel zu warm.“ Es dominierte eine kräftige westliche Strömung, die eine außergewöhnlich milde und sehr windige bis stürmische Witterung brachte. Ursache der jetzigen Kälte sei eine nördliche Strömung. Durch hohen Luftdruck über dem östlichen Atlantik und tiefen Luftdruck über Nord- und Mitteleuropa konnte die kalte Luft direkt aus dem Gebiet zwischen Grönland und Spitzbergen südwärts über die Britischen Inseln und die Nordsee hinweg nach Deutschland gelangen. Das habe den Temperatursturz in den letzten Tagen ausgelöst.

Auf den Straßen hatte der kurzzeitige Wintereinbruch mancherorts zu glatten und nassen Straßen geführt. In Baden-Württemberg verlor eine 28-jährige Fahrerin bei Dunningen auf eisglatter Fahrbahn die Kontrolle über ihren Wagen und prallte gegen einen Baum. Dabei verunglückte ihre Großmutter tödlich, Mutter und Schwester erlitten schwere Verletzungen.

Ansonsten blieb es in der Nacht laut Polizeiangaben bei wenigen leichten Unfällen. Auf der Bundesstraße 29 bei Stuttgart gerieten sieben Autos ins Rutschen. Die Fahrzeuge stellten sich zum Teil quer oder streiften die Leitplanken. Dabei wurden aber nur zwei Menschen leicht verletzt. Auf der Autobahn 9 (Berlin - Leipzig) in Sachsen-Anhalt bei Dessau-Roßlau führten im Laufe des Sonntags mehrere Glätteunfälle zu stundenlangen Staus. Die Strecke in Richtung München musste für mehrere Stunden gesperrt werden.

Für die Berliner Straßen gibt es aber eine Schnee-Entwarnung. Fürs erste wird sich der Winter aus Berlin wieder verabschieden. Im Raum Berlin-Brandenburg sei jetzt noch kein Winter zu erwarten, sagt Diplom Meteorologe Thomas Dümmel vom Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin. „Wer will, kann natürlich schon mal die Reifen wechseln“, aber in den nächsten Tagen werde es erstmal wieder recht freundlich mit Temperaturen um fünf Grad Celsius. Das heiße aber noch nicht, dass es nicht auch in der Hauptstadt dieses Jahr noch richtig eisig wird. Eine längerfristige „Winter-Prognose“ könne man sowieso nicht geben. Verlässliche Voraussagen seien bei einer stabilen Wetterlage für maximal sieben bis acht Tage möglich. Mehr ließen die heutigen technischen Möglichkeiten der Meteorologie noch nicht zu, erklärt der Wissenschaftler. Außerdem seien die Messungen oft unsicher und die Vielzahl verschiedener Mess-Modellen würde oft zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen.

Demnach könne es nur grobe Schätzungen geben, denn mit jedem weiteren künftigen Tag nehme die Treffsicherheit der Vorhersage extrem ab. Temperaturschätzungen können dann durchaus bis zu zehn Grad von der tatsächlich erreichten Gradzahl abweichen. Auf eine Wettervorhersage für die nächsten zehn Tage würde deshalb „keiner der Experten auch nur einen Cent drauf wetten“. „Jeder der jetzt eine Prognose für Weihnachten trifft, ist ein Scharlatan“, sagte Dümmel.

Für alle Schlitten-Fans und Schneemann-Bauer heißt das: Sie müssen sich wohl – zumindest im Norden Deutschlands – noch etwas gedulden, bis neuer Schnee kommt. Die Hoffnung auf ein weißes Weihnachtsfest müssen sie aber keinesfalls aufgeben.

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