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Winterurlaub: Wo Ski-Gefahren lauern

Alkohol, MP3-Player – und Wedeln ohne Muskelerwärmung: Das alles sind Risiken im Skiurlaub.

Berlin - Es sollen die schönsten Tage des Jahres werden – und doch werden es jede Skisaison für zehntausende Deutsche die schlimmsten Tage des Jahres: Nach der aktuellsten Unfallstatistik des Deutschen Skiverbandes verletzten sich in der Wintersaison 2006/2007 rund 44 000 deutsche Skifahrer auf der Piste, 6500 von ihnen kamen ins Krankenhaus. Auch bei etlichen der rund 500 000 Snowboarder wurde der Akia-Rettungsschlitten zum Abtransport ins Hospital geordert.

Dennoch: Die Unfallzahlen haben sich seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen vor fast 30 Jahren halbiert, betont Michael Berner, Sprecher des Deutschen Skiverbandes (DSV). Das liegt an der heutzutage besseren Pistenpräparierung, an modernen Bindungssystemen, an Protektoren in der Kleidung, am Skihelmschutz. Auch vergangene Wintersportsaison gab es bei den 4,2 Millionen Skifahrern weniger Vorfälle, sagt Berner. „Dieser Rückgang“, ist indes in der Statistik nachzulesen, „ist zum überwiegenden Teil auf den in den Alpen nahezu nicht stattgefundenen Winter zurückzuführen.“ Weniger Skifahrer, weniger Unfälle. Wobei die Zahlen auch zeigen, dass auf vollen Pisten erstaunlicherweise nicht mehr passiert – dann nehmen alle mehr Rücksicht.

Trotzdem gibt es Risiken. Gerade in Großstädten wie in Berlin haben viele Menschen den Bezug zur Natur verloren. Sie holen winters ihre Skier aus dem Keller – ohne Kanten schleifen und Bindungen überprüfen zu lassen. Und sie gehen auf die Piste, ohne sich mit Skigymnastik vorzubereiten und sich mit Dehn- und Streckübungen auf der Piste warm zu machen. Mit kalter Muskulatur verletzt man sich aber viel schneller. Wie DSV-Sprecher Berner sagt, wären 85 Prozent aller schweren Gehirn- und Schädelverletzungen vermeidbar, hätten die Unfallopfer einen Skihelm getragen. Leider gab es in den vergangen beiden Skiwintern wieder mehr Kopfverletzungen, das Risiko war laut Statistik „vergleichbar mit dem Anfang der 1990erJahre“. Noch immer fährt trotzdem fast die Hälfte aller Kinder unter 15 Jahren ohne Kopfschutz, bei den Mädchen und Frauen über 15 trugen – bis zum Althaus-Unglück – 75 Prozent keinen Helm. Bei den Männern schwangen noch mehr als 70 Prozent „oben ohne“.

Ist der härtere Kunstschnee ein Risiko? „Der deckt wiederum harte Steine ab“, sagt Berner. Carving-Skier, die schneller Schwünge auslösen, leichter drehen und eisgriffiger sind, haben das Fahren sicherer gemacht. „Gleichzeitig überschätzen aber einige Skifahrer ihr Können und fahren zu schnell und unkontrolliert“, sagt Expertin Barbara Spielmann, Sprecherin des Helmherstellers Uvex. Einige österreichische Bundesländer prüfen jetzt eine Helmpflicht – wie sie auf den Pisten Italiens für Kinder bis 14 Jahre bereits gilt. Dort kontrollieren Carabinieri auch auf der Piste. Der DSV ist aber für mehr Eigenverantwortung statt Gesetze.

Eine Promillegrenze gibt es in Europas Skigebieten nicht, obwohl auch das zur Debatte steht. In Regionen wie dem Familienskigebiet Lenzerheide ist Alkohol beim Einkehrschwung in der Hütte nicht gern gesehen. In Partyregionen wie Sölden werden aber im Lift Flachmänner oder Joints konsumiert. Nachts muss dort schon mal die Dorfstraße gesperrt werden, weil die Feierfreudigen ihre Flaschen und Gläser auf dem Asphalt zerschellen lassen. Dennoch: Après-Ski gehört für viele zum Wintersport. Nicht aber MP3-Player, auch in Handys. Dann hört man die Fahrer hinter einem nicht.

Annette Kögel

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