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© dpa

Winterwetter: Das Streusalz wird knapp

Die Hersteller kommen mit der Produktion nicht nach. Einigen Städten in NRW geht schon der Vorrat aus. In Berlin und Brandenburg sieht die Situation dagegen entspannt aus. Doch das muss nicht so bleiben.

Von Anna Sauerbrey

In Deutschland wird das Streusalz knapp. Das meldeten Hersteller, Kommunen und Landesbetriebe am Dienstag. Betroffen sind besonders Niedersachsen, Bremen und Nordrhein-Westfalen, während die Verantwortlichen in Berlin und Brandenburg offenbar gut versorgt sind. Eng könnte es vor allem am Wochenende werden, denn für Samstag und Sonntag sind 40 Zentimeter Neuschnee angesagt.

Besonders betroffen sind nordrhein- westfälische Kommunen. Das liegt unter anderem daran, dass der große Streusalzhersteller Esco, der viele Betriebe in NRW beliefert, die Nachfrage nicht mehr vollständig bedienen kann und Prioritäten setzt. Esco gehört zur K+S Gruppe, einem DAX-Unternehmen, das mit seinen Subunternehmen den Markt beherrscht. „Wir beliefern zuerst Kunden, die für Autobahnen und Fernstraßen zuständig sind“, bestätigte ein Sprecher des Unternehmens. Grund für die Knappheit sei die „außergewöhnliche Witterung“. Esco habe eine Lagerkapazität von 800 000 Tonnen, muss aber zurzeit direkt aus der Produktion liefern. Die Lieferzeiten von in der Regel 48 Stunden können daher nicht gegenüber allen Kunden eingehalten werden.

Am vermutlich schneereichen Wochenende müssen viele Städte in NRW mit ihren Vorräten auskommen. „Nach meinem Wissen gibt es für uns kein Salz mehr“, sagte eine Sprecherin der Entsorgungsbetriebe Dortmund. Zwar habe man im Moment noch Vorräte. „Je nach Witterung ist es aber möglich, dass es Engpässe gibt und wir unseren Winterdienst einschränken müssen“, sagte die Sprecherin. Münster meldete ebenfalls, nicht mehr ausreichend mit Salz beliefert zu werden. Inzwischen würden bereits die Salzpreise steigen. Etwas besser ist die Lage beim Landesbetrieb Straße in NRW, der für Autobahnen, Bundes- und Landstraßen zuständig ist und zu den bevorzugt belieferten Unternehmen zählt. „Im Moment haben wir genug Salz“, sagte ein Sprecher der Landesbetriebe. „Wenn wir ein richtig heftiges Wochenende bekommen, könnte es aber nächste Woche auch bei uns eng werden.“

Auch in Niedersachsen ist die Lage problematisch. Der Leiter des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr Niedersachsen, Udo Othmer, bestätigte, dass bei starken Schneefällen am Wochenende möglicherweise auf Teilen der A7 im südlichen Niedersachsen nicht mehr gestreut werden könnte.

Statt eingeschränkt zu streuen, könnten die Kommunen auch auf andere Streusalzhersteller ausweichen. Zwar beziehen die meisten Städte und Länder ihr Salz regional, da die Transportkosten im Vergleich zum Preis hoch sind. Vertraglich sei aber ein Ausweichen möglich, sagte der Sprecher der Landesbetriebe Straße in NRW. Weniger problematisch ist die Situation etwa in Süddeutschland. Der Salzhersteller Südsalz hat nach eigenen Angaben noch keine Engpässe.

Weniger angespannt ist offenbar auch die Lage in Brandenburg und Berlin. Bernd Müller, Pressesprecher der Berliner Stadtreinigungsbetriebe, sagte: „Wir sind davon überhaupt nicht betroffen.“ Auf den Autobahnen, Bundes- und Landstraßen um die Hauptstadt und in Brandenburg bestehe ebenfalls kein Grund zur Sorge. „Wenn Sie zurzeit auf unseren Straßen fahren, werden Sie feststellen, dass diese in einem Topzustand sind“, sagt die Pressesprecherin des Landesbetriebs Straßenwesen, Cornelia Mitschka. Der Landesbetrieb ist für Autobahnen, Bundesfern- und Landesstraßen in Brandenburg zuständig. „Theoretisch besteht jedoch immer die Möglichkeit einer Knappheit“, meint Mitschka, etwa wenn das Wetter über eine lange Zeit sehr schlecht sei.

Grund für die Engpässe ist, dass weder Unternehmen noch Kommunen bei den von Jahr zu Jahr stark schwankenden Mengen das Risiko eingehen wollen, große Mengen zu lagern. Den Schwarzen Peter schieben sich beide Seiten gegenseitig zu. „Länder und Kommunen haben die Verkehrssicherungspflicht, sie sollten auf ihre Lagerhaltung achten“, sagte der Sprecher eines Herstellers. Städte und Kommunen hingegen drängen auf die Einhaltung der Lieferverträge. Marktkenner führen die Engpässe auch auf das Quasimonopol der K+S AG zurück. mit dpa

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