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Weinlese in Oberrotweil (Baden-Württemberg) im Kaiserstuhl.

© Patrick Seeger/dpa

Winzer-Nachwuchs: Talente für Trauben

Der Generationswechsel bei deutschen Winzern tut der Qualität der Weine gut.

Es läuft bei Julia Bertram. Mit 22 schloss sie 2012 ihr Weinbaustudium in Geisenheim ab, ein Jahr später wurde sie zur 64. deutschen Weinkönigin gewählt und reiste um die Welt. 2014 begann sie, auf dem Weingut ihrer Eltern in Dernau an der Ahr eigene Spät- und Frühburgunder zu machen – und ist nun schon vom neuen „Gault&Millau“-Wein-Guide, dem wichtigsten deutschen Weinführer, zur „Entdeckung des Jahres“ ernannt worden. Ein erstklassiger Talentnachweis, der wohl zur Folge haben wird, dass ihr die Weine ausgehen – das Gut hat nur zwei Hektar Rebfläche in verstreuten Lagen.

Frauenpower, indirekt, auch weiter oben – dort, wo der Haupttitel „Winzer des Jahres vergeben wird“: Er fällt in diesem Jahr an einen Altmeister der feinherben und edelsüßen Saar-Weine, an Hanno Zilliken aus Saarburg. Für ihn ist diese Auszeichnung ein krönender Abschluss seines Lebenswerks, für seine Tochter Dorothee dagegen eine gewaltige Herausforderung – denn sie übernimmt gerade die Führung auf dem Gut. Die Weine besäßen „wahrlich zeitlose Größe, fernab jedes Modetrends“, schreibt Chefredakteur Joel B.Payne.

Der Nachwuchs ist oft eine Neuentdeckung

Das ist kein Einzelfall. Denn im Zuge des Generationswechsels übernehmen immer mehr junge studierte Önologinnen den Betrieb ihrer Eltern – und es ist nicht bekannt, dass das der Weinqualität irgendwo geschadet hätte. Caroline Diel, die ihren charismatischen Vater Armin an der Spitze des Familienweinguts an der Nahe abgelöst hat, ist ein wichtiges Beispiel, Theresa Breuer im Rheingau ein weiteres. Die überkommene Idylle, in der der Vater den Wein macht und die Mutter den Verkauf und die Schnittchen – sie ist längst Geschichte.

Die Weinführer – zu nennen wären außerdem Eichelmann, Falstaff und der amerikanische, von Robert Parker begründete „Wine Advocate“ – reflektieren diese Entwicklung und begleiten sie mit ihren stets umstrittenen Punktewertungen. Für den eher strengen Gault&Millau arbeitet seit vielen Jahren ein Verkosterteam, das sich durch Unmengen von Weinen probt; aktuell wurden vor allem die Weißweine von 2015 und die Roten von 2014 bewertet.

Ferner gab es auch in diesem Jahr wieder eine „Kollektion des Jahres“ – sie kommt von Ulrich Mell, dem Kellermeister des Pfälzer Guts Bassermann-Jordan. Und auch wieder einen „Aufsteiger“, der seine Weine in Niederhausen an der Nahe macht, nämlich Jakob Schneider.

Schließlich ging die Auszeichnung „Sommelier des Jahres“ an eine sehr bekannte Adresse – es handelt sich um Marco Franzelin, der im dreibesternten Restaurant „Vendome“ in Bergisch Gladbach mit Küchenchef Joachim Wissler zusammenarbeitet.

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