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Zechenunglück: Explosion im Schacht

Vier Tote bei Unglück in schlesischer Zeche. 23 weitere wurden verletzt.

In der schlesischen Zeche Borynia hat sich in der Nacht zum Donnerstag gegen 23 Uhr eine Detonation ereignet. In 900 Metern Tiefe war in einem Schacht Methangas explodiert. „Bei dem Unglück sind vier Menschen getötet und 23 verletzt worden“, erklärte am Donnerstag Katarzyna Jablonska-Bajer, Sprecherin der polnischen Betreiberfirma JSW.

Die meisten Männer hätten sich zwar selbst retten können, doch mussten 19 von ihnen ins Krankenhaus im nahe gelegenen Jastrzebie Zdroj eingeliefert wurden. Fünf Arbeiter seinen bei der Explosion schwer verletzt worden. Wie aus der Klinik zu erfahren war, hätten die Männer vor allem schwere Verbrennungen. Die Ursache ist nach Angaben der Sprecherin noch unklar. Man wisse bisher lediglich, dass sich die Kumpels in einem stillgelegten Schacht zu Instandhaltungsarbeiten befanden.

Nach dem Unglück macht sich bei den Menschen in der Kohleregion Unmut breit, denn immer wieder ereignen sich in polnischen Kohlegruben schwere Zwischenfälle. Erst im Januar waren in Schlesien zwei Männer getötet worden. Insgesamt starben im vergangenen Jahr 15 Kumpel bei Minenunglücken.

Gewerkschafter beklagen seit Jahren sinkende Sicherheitsstandards in polnischen Bergwerken. Sie machen fehlende Investitionen und den massiven Abbau von Arbeitsplätzen dafür verantwortlich. Die Zahl der im Bergbau Beschäftigten verringerte sich von fast 400 000 im Jahr 1990 auf derzeit knapp 120 000.

Anders als in Deutschland steht die Kohleförderung allerdings nicht in der Kritik, denn Kohle ist in Polen noch immer Hauptenergiequelle. Weit über die Hälfte der Elektroenergie wird daraus erzeugt. Gleichzeitig aber ist der Bergbau in Polen ein überaus schwieriges Geschäft, da die Flöze nicht sehr günstig liegen. Die einzelnen Schichten erreichen zwar Stärken bis zu fünf Metern, doch befinden sie sich etwa 100 bis 1250 Meter unter der Erde. Deshalb kommt nur der finanziell aufwendige und gefährlichere Abbau unter Tage infrage. Angesichts des steigenden Kostendrucks auf die Zechen machen sich die Kumpel keine Hoffnung, dass sich die Situation in Sachen Sicherheit wesentlich verändern wird.

Knut Krohn[Warschau]

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