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Panorama: Zu lang fürs Arbeitsleben

2,08-Meter-Mann darf nicht Fluglotse werden

Ist man mit über zwei Metern zu groß zum Arbeiten? Zumindest auf englischen Flughäfen. In Swanwick, Hampshire, wurde die Bewerbung eines 2,08 Meter großen Mannes für eine Stelle als Fluglotse mit der Begründung abgelehnt, er sei zu groß für sein Büro. Das berichtete die britische „Times“ am Freitag.

Der 23-jährige Ben Sargeaunt-Thomson hatte sich in einem Auswahlverfahren gegen hunderte Kandidaten durchgesetzt und einen Ausbildungsvertrag als Fluglotse bei der „National Air Traffic Services“ (Nats) ergattert. Aber nach der ärztlichen Untersuchung und einem Sicherheitstest überlegte es sich sein zukünftiger Arbeitgeber plötzlich anders und zog die Zusage zurück.

Nach den Tests am Arbeitsplatz des Fluglotsenzentrums habe man festgestellt, dass es „gefährlich“ wäre, müsste Sargeaunt-Thomson seine 96,52 Zentimeter langen Beine unter dem Schreibtisch zusammenfalten, sagt Andrew Hutchinson. Der Leiter der Personalabteilung bei Nats verwies auf Testergebnisse, die zeigten, dass Sargeaunt- Thomson Schwierigkeiten bei der Benutzung der Nats-Ausrüstung hätte. „Es könnte gefährlich sein, wenn wir Ben einstellen.“ Würde ein Mann seiner Größe solche Schreibtische benutzen, könnte das zu Kreislaufstörungen oder Gelenkproblemen führen.

Alle von Sargeaunt-Thomson vorgeschlagenen Alternativen – ein Stuhl, auf dem man kniet, und angepasste Schreibtische – lehnte die Firma als nicht durchführbar ab. Nun will Sargeaunt-Thomson, der schon immer von einer Karriere als Fluglotse träumte, die Firma wegen „indirekter sexueller Diskriminierung“ verklagen. Sein Argument: Nur ein Mann könnte so groß sein. „Da Männer im Allgemeinen größer sind als Frauen, diskriminiert diese Entscheidung indirekt die Männer“, sagt er. Nats zeigt sich einsichtig und hat jetzt beschlossen, alle Arbeitsplätze umzubauen, so dass auch größere Menschen dort arbeiten können. Aber diese Umstellungen sollen erst 2012 abgeschlossen sein.

Zu spät für Sargeaunt-Thomson. Der hat inzwischen einen Ausbildungsvertrag bei Eurocontrol in Luxemburg bekommen. Dort sind die Schreibtische auf Riesen wie ihn einstellbar.

Sargeaunt-Thomsons Geschichte scheint kein Einzelfall zu sein. So verlor Graeme Ivison, Arbeiter bei dem englischen Kernkraftwerk Sellafield, Ende letzten Jahres seine Stelle, da er zu dick gewesen sei, um seinen Schutzanzug anzuziehen. Und in Russland zog Anastasia Volochkova 2003 vor Gericht, um ihre Stelle am Bolschoi-Ballett in Moskau zurückzubekommen, die sie aufgrund ihres Gewichts verloren hatte. Sie sei zu schwer gewesen, um von einem Partner in die Luft gehoben zu werden. Nachdem ein russisches Gericht zu ihren Gunsten entschieden hatte, musste das Bolschoi-Ballett sie wieder einstellen.

Duncan Heath

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