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Zu oft gebügelt?: Gewand des Propheten Mohammed beschädigt

Das angebliche Gewand des Propheten Mohammed in Istanbul ist offenbar beschädigt worden. Der Grund: Es wurde angeblich jeden Tag gebügelt. Das hielt der Stoff nicht aus.

Kurz vor Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan an diesem Freitag sorgt eine Nachricht unter den Gläubigen in Istanbul für Aufregung. Ein Gewand, das einst dem Propheten Mohammed gehört haben soll, und das jedes Jahr zum Ramadan-Auftakt in einer Moschee im frommen Stadtteil Fatih ausgestellt wird, bleibt in diesem Jahr unter Verschluss. Noch schlimmer ist der Grund dafür, dass die Reliquie „Hikra i-Serif“ nicht zu sehen sein wird: Übereifrige Helfer sollen das alte Stück beschädigt haben – indem sie es über Jahre hinweg jeden Tag bügelten.

Medienberichte über das gebügelte Prophetengewand verbreiteten sich wie ein Lauffeuer. Das „Hirka i-Serif“ wurde im 17. Jahrhundert auf Befehl des osmanischen Sultans aus Arabien nach Istanbul gebracht. Seit Jahrhunderten wird das etwa 1,20 Meter lange Stück aus beiger Kamelhaarwolle von einer Familie bewacht, inzwischen in der 57. Generation. Den Hütern der Reliquie ist in dieser Zeit offenbar der Sachverstand abhanden gekommen, argwöhnten Medien: Durch das ständige Bügeln sei das alte Gewand brüchig geworden. Istanbul als ehemalige Hauptstadt der Osmanen, die lange Jahre auch die heiligen islamischen Städte Mekka und Medina beherrschten, ist im Laufe der Jahrhunderte zur Heimat vieler muslimischer Reliquien geworden. Im Topkapi-Palast, dem früheren Herrschersitz der Osmanen, sind unter anderem Waffen Mohammeds und auch Barthaare des Propheten zu sehen. Die für alle Touristen offene Dauerausstellung in dem inzwischen in ein Museum umgewandelten Palast erregt von Zeit zu Zeit den Zorn streng Gläubiger, die das Andenken an Mohammed durch die Besuchermassen besudelt sehen.

An der fachmännischen Behandlung der Reliquien im Topkapi-Palast gibt es jedoch kaum Zweifel – anders als im Fall des „Hirka i-Serif“. Wie es denn sein könne, dass eine Kostbarkeit vom Range eines Gewands von Mohammed durch amateurhafte Pflege beschädigt werde, fragten türkische Medien. Um der Kritik zu begegnen, stellte sich der Istanbuler Mufti Mustafa Cagrici am Dienstag der Presse. Cagrici ist der oberste muslimische Geistliche der Stadt; vor drei Jahren betete er gemeinsam mit Papst Benedikt XVI. in der Blauen Moschee. Nun verteidigte Cagrici die Entscheidung, das Mohammed-Gewand in diesem Jahr nicht auszustellen. Die Reliquie sei im Laufe der Jahrhunderte dünn geworden, eine Konservierung sei überfällig, sagte er. Schäden gebe es vor allem an jenen Stellen, an denen das Gewand gefaltet sei. Die Reliquie müsse für die Nachwelt erhalten bleiben, internationale Experten seien zu Rate gezogen worden. Cagrici nannte das Gewand einen „Patienten auf der Intensivstation“. Die Geschichte mit dem Bügeleisen wies der Mufti als falsch zurück. „Wir haben die Familie gefragt.“ Schon im vergangenen Jahr seien die Behörden auf die Abnutzungschäden aufmerksam gemacht geworden. Nach der Restauration soll die Reliquie fachgerecht untergebracht werden, Licht, Temperatur und Luftfeuchtigkeit würden dann ständig kontrolliert. Im kommenden Jahr sollen die Gläubigen das Gewand zum Ramadan-Auftakt wieder bestaunen können. Diesmal jedoch steht am Platz der Reliquie ein Fernseher. Auf dem wird ein zehnminütiger Dokumentarfilm über das Gewand gezeigt.

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