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Panorama: Zündete doch ein Extremist die Bombe?

Ermittler: Der Täter muss gewusst haben, in welchem Umfeld der Sprengsatz hochging

Von Frank Jansen

Köln/Berlin – Trotz teilweise anderslautender Berichte schließen die Sicherheitsbehörden nicht aus, dass in Köln ein politisch motivierter Täter die Nagelbombe gezündet haben könnte. Ein extremistischer Anschlag bleibe genauso möglich wie ein „allgemein-krimineller“, sagte am Montag ein Fachmann dem Tagesspiegel. Auch die Bundesanwaltschaft hält sich weiter bereit, die Ermittlungen zu übernehmen, sollte es Indizien für einen terroristischen Hintergrund geben. Bisher hat sich allerdings niemand zu dem Anschlag bekannt. Am Mittwoch waren, wie berichtet, bei der Explosion im Stadtteil Mülheim 22 Menschen verletzt worden.

Die Opfer sind fast alle türkischer Herkunft. Der Täter müsse gewusst haben, in welchem Umfeld er die Bombe zünde, sagte ein Sicherheitsexperte. Daher komme ein psychisch gestörter Rechtsextremist genauso in Frage wie ein Verrückter, der ohne politisches Motiv morden wollte. Ein anderer Experte verwies auf einen Fall, der gerade am Kölner Landgericht verhandelt wird: Der dort angeklagte, mutmaßliche Dreifachmörder von Overath sei der Prototyp eines solchen gefährlichen, abgedrifteten Irren – der sich jetzt auch noch in den Wahn hineinsteigere, er sei ein Nazi-Terrorist.

Unterdessen konzentriert sich die Polizei in Köln offenbar auf die Auswertung von DNA-Spuren und Fingerabdrücken, die trotz der enormen Hitzeentwicklung bei der Explosion sichtbar blieben. Außerdem bestätigte die Polizei am Montag einen Tagesspiegel-Bericht vom Freitag zu Bauweise und Zündung der Bombe. Demnach hatte der Attentäter eine Gasflasche mit Schwarzpulver gefüllt. Die Nägel befanden sich in unmittelbarer Nähe der Bombe, vermutlich zusammen mit ihr in einem Hartschalenkoffer. Der Sprengsatz wurde per Funk ferngezündet. Die Polizei sucht einen etwa 30 Jahre alten, blonden Mann, der am Tatort ein silbernes Fahrrad abgestellt haben soll. Auf dem Fahrrad lag die Bombe.

In Sicherheitskreisen wird inzwischen eine Verbindung zwischen dem Kölner Anschlag und dem Attentat vom Juli 2000 in Düsseldorf ausgeschlossen. Dort hatte ein Unbekannter am S-Bahnhof Wehrhahn einen Sprengsatz gezündet. Zehn Aussiedler, die meisten jüdischer Abstammung, erlitten Verletzungen.

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