zum Hauptinhalt

Panorama: Zufriedene nehmen leichter ab

Auf die Verpackung kommt es an.Das gilt nicht nur für die Produkte, die wir konsumieren, sondern auch für unser eigenes Erscheinungsbild.

Auf die Verpackung kommt es an.Das gilt nicht nur für die Produkte, die wir konsumieren, sondern auch für unser eigenes Erscheinungsbild.Die Mode diktiert uns eindeutig, wie wir unsere Formen zu verhüllen haben.Gleichzeitig suggeriert sie uns, daß nur schlanke Menschen schön sind.Weniger ist mehr heißt die Devise.Rank und schlank die Komponenten, die bei einer erfolgsversprechenden Lebensplanung nicht fehlen dürfen.

Das Thema ist nicht neu, aber keineswegs gegessen: Morgen kommt in Deutschland Xenical, eine Pille gegen Fettleibigkeit auf den Markt.Ohne Diät sollen nun die Pfunde schmelzen.Bisher war die angebliche Wundertablette nur in USA, Brasilien und Mexiko erhältlich.Ob das Medikament hält, was es verspricht, bleibt abzuwarten.Forscher der Stanford University for Medicine in Kalifornien haben sich unlängst mit der Frage beschäftigt, warum Übergewichtige oft trotz strengem Diätprogramm nicht abnehmen.Das Ergebnis: die Unzufriedenheit mit der eigenen Körperfülle verhindert den ersehnten Gewichtsverlust.Wissenschaftlerin Michaela Kiernan hat mit 177 übergewichtigen Männern und Frauen ein Diät- und Sportprogramm durchgeführt und sie auch nach der Meinung zu ihrer eigenen Leibesfülle befragt.Nach einem Jahr hatten über die Hälfte der zufriedenen Dicken zwischen zehn- und 15 Pfund abgespeckt.Den gleichen Gewichtsverlust erreichte jedoch nur ein Drittel der Unzufriedenen.Warum die unzufriedenen Dicken dick bleiben, konnte die Wissenschaftlerin indes nicht klären.

Das Phänomen ist allerdings nicht neu."Je höher der Grad an Depressivität, desto schlechter sind die Erfolgschancen beim Abnehmen", stellt Diplom Ökotrophologin Ute Gerwig von den Weight-Watchern die Zusammenhänge dar.Deshalb steht im Vordergrund ihrer Diätprogramme, die Motivation und innere Bereitschaft des Einzelnen zu fördern."Was dann passiert ist außerdem entscheidend.Nur wer Erfolge verbuchen kann, bleibt motiviert und erhöht so die Chance, sein Gewicht weiter zu reduzieren", betont Gerwig.Langfristig wollen die Weight-Watchers bei ihren Kunden erreichen, daß Sahneschnitten per se nicht automatisch die Reaktion "Mund füllt sich mit Wasser" hervorrufen.Denn nur Fett macht fett.

Auf diese Erkenntnis zielt auch die neue Generation der Appetittzügler ab: "Xenical hemmt das Enzym, das zur Fettverdauung beiträgt, um 30 Prozent, das heißt, 30 Prozent des aufgenommenen Fettes werden unverdaut wieder ausgeschieden", erklärt Hans-Ullrich Jelitto, Pressesprecher von der Hoffman-La Roche AG.Da die neue Fettschwundpille im Margen-Darm-Trakt ansetzt und nicht wie ihre Vorgänger auf die Rezeptoren im Gehirn, sei sie auch für eine Langzeittherapie geeignet.Trotzdem kann auch hier nicht unüberlegt gefuttert werden.Der innere Schweinehund muß - zumindest was Bratensoßen und Buttercremtorten angeht- überwunden werden.Denn nur wenn die medikamentöse Behandlung mit einer "fettnormalisierten" Ernährung einhergeht, ist sie erfolgsversprechend.Jelitto will das neue Produkt deshalb auch nicht als Wunderpille verstanden wissen.Der gefürchtete Jo-Jo-Effekt soll bei Xenical allerdings wegfallen: "Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.Nach einer sechs bis neun-monatigen Therapie hat er sich an die fettarme Ernährung gewöhnt und wird sie auch beibehalten", ist Jelitto überzeugt.

Für Andrea Dittrich, Pressesprecherin des Deutschen Instituts für Ernährungswissenschaften in Potsdam, wäre dieses Ziel auch ohne Pille zu erreichen: "Abnehmen fängt im Kopf an.Tabletten können höchstens eine unterstützende Wirkung haben." Einig sind sich die Ernährungswissenschaftler indes darüber, daß eine medikamentöse Behandlung nur für Menschen mit Neigung zur Fettleibigkeit sinnvoll ist.Das sind in Deutschland immerhin 54 Prozent der Bevölkerung.Xenical wird verschreibungspflichtig auf dem deutschen Markt angeboten.Für alle Dürren, Schlanken und Normalgewichtigen gilt aber weiterhin, sich von Schönheitsidealen nicht den Appetit verderben zu lassen.

JULIA REHDER

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false