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Die Deutsche Bahn will schnellstmöglich mehr eingleisige Strecken mit moderner Sicherungstechnik ausstatten.

© dpa

Zugunglück: Güterzug überfuhr vor dem Unfall zwei Haltesignale

Brisanter Bericht des Bundesverkehrsministeriums zum Unglück bei Hordorf: Der Lokführer des Güterzugs soll zwei Haltesignale ignoriert haben. Sachsen-Anhalts Verkehrsminister warnt dennoch vor Spekulationen über die Unglücksursache.

Magdeburg/Berlin - Drei Tage nach dem schweren Zugunglück in Sachsen-Anhalt deuten Ermittlungsergebnisse auf einen schwerwiegenden Fehler des Güterzug-Lokführers hin. Der Mann hat laut einem Bericht des Bundesverkehrsministeriums vor dem Zusammenstoß mit dem Regionalzug zwei Haltesignale überfahren. Der Fahrdienstleiter im Stellwerk Hordorf habe daraufhin über Funk einen Nothalt angeordnet, heißt es in dem Papier. Zehn Menschen wurden bei dem Unglück getötet. Der Zustand von zwei Insassen, darunter eine Zehnjährige, ist weiterhin kritisch.  Auf der seit Samstagabend gesperrten Strecke Magdeburg-Halberstadt fuhren am Dienstag wieder die ersten Züge des Harz-Elbe-Expresses (HEX).

Die Staatsanwaltschaft in Magdeburg zeigte sich erstaunt über den Bericht. „Es befremdet uns ein wenig, dass Ergebnisse bekannt gegeben werden, die den Ermittlungsbehörden noch nicht vorliegen“, sagte Behördensprecherin Silvia Niemann. Indizien deuteten aber darauf hin, „dass es so gewesen sein könnte“. Gegen den 40 Jahre alten Lokführer des Güterzugs wird unter anderem wegen fahrlässiger Tötung ermittelt.  Der Lokführer des Güterzugs, der bei dem Unfall Prellungen und einen Schock erlitt, äußerte sich bisher nicht zu dem Geschehen. „Er hat den Status des Beschuldigten. Er muss sich nicht äußern“, sagte Oberstaatsanwältin Niemann.

Der Magdeburger Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre (CDU) warnte vor Spekulationen zur Ursache. Er sagte dem MDR, die Staatsanwaltschaft sei „sehr zurückhaltend“ in ihren Äußerungen. Bei so einem schweren Unglück sollte man sich zurückhalten und „abwarten, bis die Unfallursache eindeutig von der Staatsanwaltschaft bekannt gegeben wird“. Es werde „sicher noch eine Weile brauchen“, bis man endgültig sagen könne, „so war es. Und das müssen wir jetzt abwarten.“ 

Dem Bericht des Bundesverkehrsministeriums zufolge hatte der 35 Jahre alte Lokführer des Personenzugs den Regionalexpress nach dem Notruf von 98 Kilometern pro Stunde bis zum Zusammenstoß auf Tempo 66 abgebremst. Ob auch der Güterzug vor dem Unfall auf der eingleisigen Strecke gebremst hat, müsse noch ausgewertet werden. Der aus Schwerin stammende Lokführer des Personenzugs wurde bei dem Unglück getötet. Zum Zeitpunkt des Unfalls hatte das Stellwerk das Gleis für den Personenzug HEX 80876 korrekt freigegeben, er hatte also grünes Licht für die Fahrt über die eingleisige Strecke. Der Güterzug sollte hingegen die Durchfahrt des Personenzugs abwarten, bevor er auf die eingleisige Strecke Richtung Oschersleben geleitet werden sollte.

Die Deutsche Bahn will schnellstmöglich mehr eingleisige Strecken mit moderner Sicherungstechnik ausstatten. „Da ist Handlungsbedarf“, sagte Bahnchef Rüdiger Grube in der ARD. Der Konzern wolle alle eingleisigen Strecken analysieren und – wo nötig – den Einbau eines automatischen Bremssystems aus eigenen Mitteln finanzieren. Er wolle nicht auf Bundesministerien warten, sagte Grube. dpa/dapd

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