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Panorama: Zum Abgewöhnen: Ausnüchterungskur für Buchsüchtige

Lesen macht krank, einsam und hässlich. Deshalb hat der Schweizer Gion Mathias Cavelty "die beste Methode" entwickelt, um Süchtige vom "größten Schwachsinn aller Zeiten: dem Lesen" zu befreien.

Lesen macht krank, einsam und hässlich. Deshalb hat der Schweizer Gion Mathias Cavelty "die beste Methode" entwickelt, um Süchtige vom "größten Schwachsinn aller Zeiten: dem Lesen" zu befreien. Dazu muss zunächst Caveltys Buch "Endlich Nichtleser" gelesen werden. In hundert Kapiteln zeichnet der Protagonist seinen Kampf gegen das Lesen auf. Den beginnt er, als er, schwer buchabhängig, ins Koma fällt und eine Erscheinung hat. Geläutert gründet er eine militante Truppe zur Rettung der Menschheit. Johannes Gutenberg wird niedergemetzelt, ein Anschlag auf den Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb geplant, sieben Prozent aller Bestsellerautoren werden ausgelöscht. Die Geschichte dieser Kampftour entspinnt sich so unlogisch, trivial und schlecht erzählt, die Gestalten darin wirken so unglaubwürdig, eklig und abstrus, dass tatsächlich die Lust aufs Weiterlesen schwindet. Aber das ist nur vordergründiges Entwöhnungs-Programm. Denn die Terroraktionen bleiben wirkungslos, erst in den letzten Kapiteln gelingt die gewaltfreie Therapie: Reihenweise Inhaltsangaben aus einem Verlagskatalog entlarven die Essenz belletristischer Neuerscheinungen. "In allen Büchern steht nur Scheiße. Es ist ganz egal, welches Buch Sie öffnen: drin steht Scheiße. Glauben Sie mir. Sobald Sie das verinnerlicht haben, sind sie frei." Bei letzten Zweifeln: Caveltys Website. Bilder von Verstümmelten, Gehäuteten und Skelettierten zeigen die Spätfolgen der Lesesucht. Außerdem beweist Cavelty, dass Lesen "die Lebensmittelpreise in Russland untermauert", schuld an der Kinderarbeit in Brasilien ist und Häuser zum Einstürzen bringt: www.nichtleser.com .

Elke Auer

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