zum Hauptinhalt

Panorama: Zum Sieg getrommelt

Die Dänin Emmelie de Forest gewinnt den Eurovision Song Contest. Cascada aus Deutschland geht unter.

Alle Töne getroffen, viel Stimmung gemacht und nicht vom Podest gefallen: Die deutsche Kandidatin Natalie Horler hat beim Eurovision Song Contest in Malmö eigentlich alles richtig gemacht und für ihr Lied „Glorious“ eine Menge Applaus erhalten. Genutzt hat es ihr nichts, die Punkte blieben größtenteils aus. Am Ende reichte es nur für Platz 21. Der Sieg ging an die Dänin Emmelie de Forest, die bereits im Vorfeld als haushohe Favoritin gehandelt worden war. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Aserbaidschan und die Ukraine.

In diesem Jahr wurden – selbst für Eurovision-Verhältnisse – überdurchschnittlich viele Schnulzballaden gesungen. Dazu gab’s reichlich Kunstnebel, lange Gewänder und dramatische Gesten der Künstler. Den mit Abstand kitschigsten Auftritt legten Sopho Gelowani und Nodiko Tatischwili aus Georgien hin: Das Duo inszenierte sich auf der Bühne als hoffnungslos schmachtendes Liebespaar. Textauszug: „Deine Liebe fließt herab wie bei einem Wasserfall“.

Die Dänin Emmelie de Forest trat mit ihrem eingängigen Ethno-Popsong „Only Teardrops“, warmen Farben, Blechflöten und Begleittrommlern an. Bei der Punktevergabe zeichnete sich früh ab, dass sie weit vorn landen würde. In der Woche vor dem Wettbewerb hatte die dänische Delegation in Malmö noch einen kleinen Eklat ausgelöst: Die Trommler waren bei Proben versehentlich in Uniformen der Waffen-SS aufgetreten. Man hatte im Theaterfundus schlicht in die falsche Kiste gegriffen, hieß es.

Manche Teilnehmer erregten am Samstagabend weniger mit getroffenen Tönen als mit kuriosen, teils spektakulären Showeinlagen Aufsehen. Besonders bunt trieb es Rumäniens Kandidat Cezar: Mit schriller Stimme versuchte er eine stilistische Symbiose aus Dracula, David Copperfield und Cher. Zu den skurrilen Begebenheiten gehörte auch der Auftritt der Ukrainerin Zlata Ohnewitsch, die sich von einem riesenhaften Mann auf die Bühne tragen ließ.

Der deutschen Natalie Horler hatten die Buchmacher schon im Vorfeld kaum Siegchancen eingeräumt. Dabei konnte die 31-jährige Bonnerin, die unter dem Namen Cascada antrat, bereits Nummer-Eins-Hits in diversen europäischen Ländern vorweisen.

Großbritannien führte in Malmö eine langjährige Tradition fort: Mit der Popsängerin Bonnie Tyler wurde erneut eine prominente, etablierte Künstler ins Rennen geschickt, wie in den Vorjahren enttäuschte das Ergebnis. Tyler wie Cascada auf den hinteren Plätzen. In der Vergangenheit waren bereits Engelbert und die Boyband Blue grandios gescheitert.

Zumindest sechseinhalb Teilnehmer sangen noch wie früher, als der Song Contest noch Grand Prix hieß, in ihrer Landessprache – sechseinhalb, wenn man die lustigen Griechen dazuzählt, die in Schottenröcken auftraten, Ska-Musik machten und teils englisch, teils grieschisch sangen. Immerhin gibt es sie noch, die Elfenmänner wie Eyþór Ingi Gunnlaugsson aus Island und die spanische Schnulz-Combo El Sueno de Morfeo. Die Französin Amandine Bourgeois, die ein wenig deplatziert wirkte mit ihrem Courtney-Love-Punk-Aussehen, war die ernstzunehmendste in dieser Reihe.

Einen üblen Patzer leistete sich Lena Meyer-Landrut, die den Wettbewerb 2010 mit ihrem Song „Satellite“ gewonnen hatte und diesmal von der Hamburger Reeperbahn per Liveschaltung die deutsche Wertung verkünden durfte: Sie vergab zunächst zehn Punkte an Norwegen, musste sich dann aber korrigieren und die Punkte an Dänemark vergeben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false