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Panorama: Zuschneider beim Aufschneiden (Glosse)

Es gibt, wer wollte das leugnen, überschätzte Berufsgruppen. Journalisten, Prominentenfriseure, Küchenchefs - so in dieser Richtung.

Es gibt, wer wollte das leugnen, überschätzte Berufsgruppen. Journalisten, Prominentenfriseure, Küchenchefs - so in dieser Richtung. Eindeutig an der Spitze dieser Rangliste liegen gegenwärtig aber die sogenannten Modemacher. Viele, die heutzutage ein paar flotte Fummel zusammennähen lassen und teuer verkaufen, wähnen sich damit im Besitz der Lizenz zum Philosophieren und wechseln flink vom Zu- zum Aufschneiden. Aber wehe: Wer jemals Jil Sander beim Reden oder Karl Lagerfeld beim Fächeln betrachtet hat, ahnt, dass manch zwiefache Kappnaht nur einen einfachen Geist zusammenhält. Eine ist jetzt aufgegangen, und zwar bei Paco Rabanne, der im August kurzfristig ins Hellseherfach gewechselt war und Paris für den Tag der Sonnenfinsternis die Zerstörung durch Trümmer der Raumstation Mir vorhergesagt hatte. Kein rhetorischer Trick könnte noch vernebeln, dass das Schwachsinn war, und es ehrt Rabanne, dass er sich jetzt öffentlich entschuldigt: "Ich war naiv, um nicht zu sagen zu naiv." Modemacher, nehmt dies zum Zeichen: Wer von Euch den Weltgeist annimmt und in Zungen redet, der wird mit dem Zuschneiden von Jeans bestraft. Und zwar nicht unter zehn Jahren.

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