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Panorama: Zwei Sexualstraftäter ermordet

Ihr Mörder hatte Informationen über sie wohl aus dem Internet

Washington - Zwei Morde haben in den USA die Debatte neu angestoßen, ob man Namen und Adressen von Sexualstraftätern veröffentlichen soll. Die Befürworter der Praxis, die das US-Justizministerium 2005 einführte, sagen, Eltern hätten ein Recht darauf, zu wissen, welche Gefahren ihren Kindern eventuell in der Nachbarschaft drohen. Die Kritiker sagen, das führe zu Misstrauen, Ausgrenzung und womöglich gar zu Lynchjustiz.

Am Wochenende haben sich diese Befürchtungen erneut bestätigt. Im Bundesstaat Maine im Nordosten der USA wurden zwei bekannte Triebtäter in ihren Wohnungen erschossen: der 24-jährige William Elliott aus Corinth und der 57-jährige John Gray aus Milo. Als Täter gilt der 20-jährige Kanadier Stephen Marshall. Er war in der Nähe der Tatorte gesehen worden. Als die Polizei in Boston einen Bus aus Maine stoppte, in dem Marshall saß, tötete er sich selbst. Die Behörden vermuten, dass er die Informationen über Elliott und Gray aus den im Internet zugänglichen Dateien über Sexualstraftäter hatte. Der Bundesstaat Maine hat diese Seiten mit Informationen über 2200 Triebtäter vom Netz genommen.

Es ist nicht der erste Fall solcher Lynchjustiz. Im September 2005 mussten zwei Pädophile im Bundesstaat Washington sterben. Der 35-jährige Michael A. Mullen ermordete Victor Vazquez und Hank Eisses, „weil sie keine Reue“ gezeigt hätten. Mullen, der selbst als Drogensüchtiger und Kleinkrimineller bekannt war, hatte die Informationen über seine Opfer ebenfalls in einer öffentlichen Sexualstraftäterdatei gefunden.

Seit 2005 stehen in 22 Bundesstaaten Informationen über Triebtäter im Internet, meist mit Name, Adresse, Arbeitgeber und oft einem Foto. Das war von Anfang an umstritten. Doch wurde das Recht der Bürger, ihre Kinder zu schützen, höher eingestuft als die Datenschutzrechte der mehreren zehntausend Betroffenen – höher auch als die Furcht, die öffentliche Anprangerung potenzieller Täter werde Nachbarn zu Gewalt animieren.

Tatsächlich wurden in den bekannten Fällen nicht besorgte Nachbarn zu Tätern. Sondern andere Kriminelle, nach deren Ehrenkodex Pädophilie besonders verwerflich ist.

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