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Brandenburg: Wer bietet mehr? Wandlitzsee im Angebot

Beliebtes Ausflugsziel wird per Internet offeriert, der Orientierungswert liegt bei 350 000 Euro. Die Gemeinde hat ein Mitspracherecht

Wandlitz. Was haben der Wandlitzsee, der Schulzen- oder auch der Ziegelsee gemeinsam? Sie sind beliebte Ausflugsziele, vor allem der Wandlitzsee, nur 35 Kilometer vom Alexanderplatz entfernt, im Kreis Barnim gelegen. Alle drei Seen stehen mit anderen Seen und Teichen im Internet zum Verkauf, besonders spektakulär aber ist das Wandlitz-Projekt. Bis zum 3. April kann für das Gewässer geboten werden.

Wo früher Honecker und Mielke ihre Häuser in der angrenzenden Waldsiedlung hatten, vergnügen sich im Sommer jährlich zehntausende Badegäste und Wassersportler. Die Internetseite www.bvvg.de der bundeseigenen „Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH“ (BVVG), einer Tochterfirma der Treuhandnachfolgegesellschaft, liefert dem künftigen Seebesitzer zunächst allgemeine Informationen über das Wunschobjekt. Wenn man unter „Grundstücke“ und „Gewässer – Seen und Teiche“ nachschaut, kommt man zu dem Angebot. Sechs Seen, darunter vier in Brandenburg, können ersteigert werden.

Als erstes muss man nun die Ausschreibungsunterlagen der BVVG anfordern. Darin enthalten sind Lageplan, Grundrisse und Informationen über die Anlieger. „In diesem Exposé ist dann detailliert aufgeführt, was man alles so beibringen muss“, erklärt BVVG-Pressesprecher Reinhard Bauerschmidt. „Nur ein finanzielles Angebot reicht nicht.“ Auch ein genaues Betriebskonzept muss vorgelegt werden, unterliegt die BVVG beim Verkauf landeseigener Grundstücke doch strengen Auflagen. Gerade beim Wandlitzsee ist das besonders knifflig: Laut Gesetz müssen alle brandenburgischen Gewässer öffentlich zugänglich sein, private Seezugänge sind somit nicht gestattet.

Zum Verkauf steht lediglich das Gewässer, kein Ufergrundstück. Außerdem sind die Fischereirechte nach BVVG-Angaben bis 2007 verpachtet. Und ganz billig ist das alles natürlich auch nicht: Der so genannte Orientierungswert des Sees liegt bei 350 000 Euro. Allerdings ist der Preis im Vergleich zum Vorjahr schon deutlich gesunken: Als die BVVG der Gemeinde Wandlitz das Gewässer im Sommer 2002 zum Vorkaufsrecht anbot, wurden noch über 400 000 Euro gefordert. Eine Summe, die die Gemeindevertretung selbst mit einer Spendenaktion nicht aufbringen konnte. Darum wurde der 211 Hektar große See jetzt öffentlich zum Verkauf ausgeschrieben. Allerdings hat die Gemeinde ein Mitspracherecht beim Verkauf und ist laut BVVG auch weiterhin noch im Rennen. Bis zum 3. April 2003, 9 Uhr, müssen die Angebote schriftlich bei der BVVG vorliegen. In der zweiten Jahreshälfte 2003 soll dann in einem streng kontrollierten Verfahren die Auswahl getroffen werden.

In den neuen Bundesländern sind seit 1995 rund 10 000 Hektar Seen, Teiche, Flüsse und Bäche privatisiert worden.

Wer ist nun der typische Käufer eines Sees? Millionär, Naturliebhaber oder geschäftstüchtiger Investor? Als mögliche Bieter kommen laut Bauerschmidt ganz unterschiedliche Gruppen und Personen in Betracht. Angrenzende Kommunen oder Anglerverbände haben oft Interesse, aber auch Privatpersonen und Naturschutzträger. So erstand die Heinz Sielmann Stiftung im vergangenen Jahr fast 1000 Hektar der Großschauener Seenkette im Spreewald, um die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt für die Nachwelt zu erhalten.

Wem das alles übrigens nicht exotisch genug ist: Im Internet gibt’s genügend karibische Paradiese zu kaufen, zum Beispiel unter www.vladi-private-islands.de .

Juliane Schäuble

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