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Werder: Antisemitische Parolen an der Oberschule

Zwei Mitarbeiterinnen der Stiftung "Jüdisches Museum Berlin" sind an der Carl-von-Ossietzky-Oberschule in Werder antisemitisch beschimpft worden.

Laut Polizeiangaben hatten die Stiftungs-Mitarbeiterinnen bei einer schulischen Veranstaltung einen Info-Stand betreut. Während der Hofpause seien ihnen plötzlich von Schülern antisemitische Schimpfwörter zugerufen worden.

Die beiden Frauen riefen die Polizei, die wenig später aus der benachbarten Wache eintraf. Gemeinsam mit dem Schulpersonal konnten vier 15-jährige Schüler der 10. Klasse ermittelt werden, die im Verdacht stehen, die Parolen gerufen zu haben. Die Jugendlichen sind bei der Polizei bisher nicht bekannt. Der Staatsschutz des Schutzbereiches Brandenburg ermittelt nun zu den genauen Tatumständen und den Tatbeteiligungen. Die Untersuchungen werden zum Verdacht der Volksverhetzung geführt und dauern derzeit noch an.

„Ich habe nicht gedacht, das so etwas an unserer Schule möglich ist“, sagte Schulleiterin Ines Amelung den Potsdamer Neuesten Nachrichten. Es sei sofort eine Schülerkonferenz einberufen worden, die sich klar von dem Vorfall distanziert habe. Die Schülersprecher wollen sich in einem Brief an die Museumsmitarbeiter entschuldigen. In der Schule sei in den vergangenen Jahren sehr viel an Projektarbeit im Sinne der Völkerverständigung geleistet worden. Kürzlich wurde ein zweijähriges Projekt „Achtung und Toleranz“ abgeschlossen. Schülergruppen haben zum Schicksal jüdischer Mitbürger zur Zeit des Nationalsozialismus geforscht, und die Bildungseinrichtung trägt den Titel „Schule ohne Rassismus“. Im Zuge dieser Projekte hätte man auch die Museumsmitarbeiterinnen an die Schule eingeladen.

Der hauptverdächtige Schüler habe ihr in einem Gespräch keine Erklärung geben können und die Beschimpfungen bereits zutiefst bereut, sagte Amelung. Schulleitung und Lehrerschaft müssten jetzt darüber beraten, mit welchen Ordnungsmaßnahmen die betreffenden Schüler belangt werden.

Auch Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) sagte, dass gerade an der Carl-von-Ossietzky-Schule viel für Toleranz und Völkerverständigung getan wurde. „Ich bin völlig überrascht und entschuldige mich dafür, dass es zu solchen Beschimpfungen in unserer Stadt gekommen ist“, so Große. Seit gut zwei Jahren trägt Werder den Titel „Ort der Vielfalt“, der von der Bundesregierung vergeben wird. Punkten konnte die Stadt mit ihrem breiten Engagement für Toleranz in Schulen, Sportvereinen und in der Bürgerschaft insgesamt.

Seit über fünf Jahren gibt es hier ein Bündnis für Kulturaustausch, gegen Rassismus und Gewalt (Kurage), in dem verschiedene Gruppen mitarbeiten. Als Erfolg hatte man unter anderem verbuchen können, den Einzug der DVU ins Stadtparlament bei den Kommunalwahlen 2008 verhindert zu haben. Das damals in Werder ansässige DVU-Landesbüro hatte sich daraufhin aus der Stadt zurückgezogen.

In den nächsten Tagen soll auf verschiedenen Veranstaltungen mit den insgesamt 600 Schülern über den Vorfall gesprochen werden. Unter anderem wurde für den 17. Oktober ein Termin mit Mitarbeitern des Präventionsabteilung der Polizei an der Schule vereinbart.

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