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Brandenburg: Wie vor zwei Jahren: Die Oder schwillt an

RATZDORF . Fast zwei Jahre nach der verheerenden Oderflut gibt es erneut beunruhigende Nachrichten.

RATZDORF . Fast zwei Jahre nach der verheerenden Oderflut gibt es erneut beunruhigende Nachrichten. Tagelange Niederschläge in den Beskiden im polnisch-slowakisch-tschechischen Dreiländereck haben zu einem teilweise dramatischen Anstieg der Wasserstände im Oberlauf der Oder geführt. In mehreren Oderzuflüssen in Nordmähren gilt bereits die Alarmstufe 3, also Gefahr für Leib und Leben. Nach tschechischen Angaben ist der Boden bereits so vollgesogen, daß das Regenwasser nicht mehr versickern kann. Es fließt fast vollständig flußabwärts. Vier Tage lang fielen in den Westsudeten jeweils 70 Millimeter Regen pro Quadratmeter.

Am Zusammenfluß von Oder und Neiße in Ratzdorf wird kurzfristig mit der Ausrufung der Alarmstufe 1 gerechnet, teilte das Landesumweltamt mit. Am Wochenende werde hier der Pegel deutlich über einen Meter ansteigen, sagte der Präsident des Landesumweltamtes, Matthias Freude. In diesem Grenzort hatte die letzte "Jahrhundertflut" am 17. Juli 1997 Brandenburg erreicht. Der Pegel lag damals mit 6,20 Meter fast vier Meter über Normal.

Die Meteorologen sagen bisher allerdings noch kein neues Hochwasser in den Ausmaßen von vor zwei Jahren voraus. 1997 hätten zwei Regentiefs in kurzen Abständen starke Niederschlagsmengen im Einzugsgebiet der Oder gebracht, sagte Thomas Globig von Meteofax. An einigen Meßstellen seien damals über 400 Millimeter pro Quadratmeter gemessen worden. "So eine Konstellation ist bisher nicht zu erwarten. Die kräftigen Regenwolken haben sich nach Osten entfernt, Nachschub ist nicht in Sicht", so Globig.

Dennnoch sind die Brandenburger Experten gewarnt. Auch vor zwei Jahren herrschte zunächst eine recht beschwichtigende Stimmung. Dabei entspricht das Szenario von 1997 dem heutigen fast auf den Tag genau. Auch damals führten ergiebige Regenfälle Ende Juni zu einer "hohen Vorfeuchte des Gebietes", wie Meteorologen feststellten. Die Niederschlagsmengen der folgenden zwei Tiefs von Mitte Juli konnten dann nicht mehr in den Boden versickern und ließen die Flüsse anschwellen.

Trotz fieberhaften Einsatzes des Technischen Hilfswerks, der Bundeswehr und vieler freiwilliger Helfer brach in der südlich von Frankfurt (Oder) gelegenen Ziltendorfer Niederung am 23. Juli der völlig aufgeweichte Deich. Auf 115 Metern wurde der Damm weggespült. Über 100 Häuser wurden überschwemmt. Insgesamt belief sich die Schadensumme auf 648 Millionen Mark. Doch im Gegensatz zu Polen und Tschechien, wo über 60 Menschen in den Fluten ums Leben gekommen waren, gab es in Brandenburg glücklicherweise keine Todesopfer. Die unsichersten Deichstellen sind seit 1997 für viele Millionen Mark repariert worden.

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