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Brandenburg: Wiederholter Menschenhandel

Richter hatte chinesische Schleuser auf freien Fuß gesetzt, bevor sie nun mit 19 illegalen Einwanderern erwischt wurden

Berlin/Potsdam - Gegen die beiden chinesischen Menschenhändler, die am Dienstagabend mit 19 eingeschleusten Landsleuten festgenommen wurden, ist Haftbefehl erlassen worden. Yang O. und Bing Z. sind bereits vor zwei Wochen bei einer Schleusung festgenommen worden. Ein Haftrichter hatte die beiden jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt. Die 19 Geschleusten haben der Polizei nicht gesagt, woher sie kamen und wohin sie wollen, was die Ermittler nicht verwundert. Die Illegalen würden einerseits mit Gewaltdrohungen eingeschüchtert, bei der Polizei nichts zu sagen, zudem seien sie selbst allein daran interessiert, in das Zielland zu kommen. Auffallend sei am Einsatz in Neukölln, dass erstmals seit zwei Jahren illegale Einwanderer aus China erwischt wurden. Eine Begründung dafür hat der zuständige Dezernatsleiter im LKA, Frank Worm, nicht. „Ein Phänomen“, sagte der Kriminaldirektor. Wie berichtet, hatte die Polizei von einem Rechtsanwalt einen Hinweis erhalten, dass sich in einer Wohnung an der Neuköllner Britzkestraße etwa 20 Chinesen aufhalten sollen. Dort waren auch mehrere Gruppen Monteure einquartiert, die Mieter gingen deshalb davon aus, dass auch die Chinesen hier arbeiten. Diese sollten jedoch vermutlich in wenigen Tagen Deutschland wieder verlassen, glaubt die Polizei, da andere europäische Staaten attraktiver für illegale Einwanderer sind.

Offen ist weiterhin auch der Weg, den der mit acht Personen besetzte Schleuser- BMW nehmen wollte, der wenige Stunden nach dem Einsatz in Neukölln im brandenburgischen Landkreis Dahme-Spreewald auf der Flucht vor der Polizei gegen einen Baum gerast war. Wie berichtet, waren sechs Personen getötet worden, vier Männer und zwei Frauen. Die beiden anderen, ein Mann und eine Frau, schweben weiterhin in Lebensgefahr. Gegen den 48-jährigen, ebenfalls getöteten Fahrer aus Vietnam ermittelte die Staatsanwaltschaft Leipzig seit zwei Monaten wegen Menschenhandels. Bis auf einen 32-jährigen Tschechen, der ebenfalls zur Schleuserbande gehören soll, sind die anderen Toten noch nicht identifiziert. Eine Obduktion wurde angeordnet, eine Identifikation ist schwierig, da die Menschenhändler den Vietnamesen alle Papiere abgenommen hatten.

Die Potsdamer Staatsanwaltschaft wies gestern Kritik an dem Einsatz auf der Landstraße zurück. Der Polizei seien bei der Jagd auf die Schleuserbande keine Fehler unterlaufen. Für Vorwürfe in einigen Zeitungen, die Polizei habe die Menschen zu Tode gehetzt, gebe es „keinerlei Anhaltspunkte“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Benedikt Welfens, am Donnerstag. In diese Richtung werde deshalb auch nicht ermittelt. Laut Welfens hat die Behörde bei der Dekra ein Unfallgutachten in Auftrag gegeben. Der verunglückte Pkw mit acht Insassen sollte wegen des Verdachts auf Schleuserkriminalität kontrolliert werden. Dabei hatte der Fahrer des BMW die Aufforderung zum Anhalten ignoriert und war auf der Landstraße kurz vor der Ortschaft Dannenreich mit etwa Tempo 180 in einer Kurve von der Fahrbahn abgekommen, der Wagen wurde an mehreren Bäumen in Stücke gerissen.

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