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Brandenburg: Wirbel um eine Wunschvilla

Schlöndorff bekam Anwesen nach Empfehlung von Platzeck

Eindeutig hat Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) Vorwürfe zurückgewiesen, er habe als Potsdamer Oberbürgermeister als Mittler in einem Immobiliendeal fungiert. Entsprechende Zeitungsberichte würden nicht der Wahrheit entsprechen, sagte Platzeck. Sowohl die „Märkische Allgemeine“ als auch die „Bild“ zitierten in ihren Montagsausgaben einen von Platzeck unterschriebenen Brief an Brandenburgs Finanzministerin Dagmar Ziegler (SPD). Darin bittet Platzeck, den Filmregisseur Volker Schlöndorff beim Kauf eines Grundstücks am Griebnitzsee in Babelsberg zu unterstützen. „Herr Schlöndorff wohnt seit Jahren in Potsdam, in der Stubenrauchstraße 24. Er würde gern das Grundstück Stubenrauchstraße 28 erwerben und dort eine Filmproduktionsfirma ansiedeln.“ Und weiter: „Die Stadt ist an dem unternehmerischen Engagement von Volker Schlöndorff in Potsdam sehr interessiert. Ich wäre Ihnen deshalb dankbar, wenn Sie das vorgetragene Anliegen unterstützen könnten.“ Schlöndorff erhielt den Zuschlag für den Kauf der Villa, die um 1930 für einen Siemens-Direktor errichtet worden war. Das Finanzministerium teilte mit, dass Schlöndorffs Firma Volksfilm das höchste Angebot abgegeben habe. Eine Firmengruppe, die sich ebenfalls um die Villa beworben hatte, kritisierte allerdings, dass sie nicht mal einen Besichtigungstermin bekommen hätten.

Platzeck sagte am Montag, dass er sich an den konkreten Vorgang „nicht explizit erinnern“ könne. Man sei über die Fachebenen an ihn herangetreten, das Ansinnen von Schlöndorff zu unterstützen. Das habe er „mit aller Vorsicht getan“: „Ich habe mich nicht in den Vorgang eingemischt. Mir fehlte deshalb auch jede Kenntnis, was daraus geworden ist.“ Es sei richtig, sich bei den für die Stadt wichtigen Investitionsvorhaben zu engagieren, sagte Platzeck. „Würden wir das nicht machen, würde man uns vorwerfen, untätig zu sein.“ Er habe aber lediglich einen Wunsch geäußert, die Entscheidung liege allein bei den zuständigen Gremien. Der Medienbeauftragte der Potsdamer Stadtverwaltung, Axel Geiss, sagte, es sei richtig und wichtig, Investoren zu unterstützen. „Das ist unsere Pflicht.“

Schlöndorff sagte in einer Erklärung, seine Firma habe den Zuschlag erhalten, „weil unser Angebot das höchste war". Der Brief von Platzeck habe in dem Bieterverfahren keine Rolle gespielt. „Auf jeden Fall waren wir nun plötzlich Besitzer", schreibt Schlöndorff, „nicht etwa stolze, sondern solche mit gemischten Gefühlen“. Zur Finanzierung der Ansiedlung habe er eigens ein Landhaus in der Toskana verkaufen müssen. „Des weiteren mussten wir eine Million Bankkredit aufnehmen, um das Anwesen zu sanieren.“ Schlöndorff nannte den Beschluss, nach 30 Jahren seine Firma aus München nach Brandenburg zuholen „ziemlich hirnrissig“, wusste aber auch einen guten Grund: „Weil wir uns wohlfühlen am Griebnitzsee." Michael Erbach

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