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Wirtschaft: ...Nur nicht von den westlichen Kollegen abkoppeln lassen

Nur nicht von den westlichen Kollegen abkoppeln lassen - das trieb gestern frühmorgens 3000 ostdeutsche Stahlarbeiter zum Schichtwechsel in die Kälte vor die Tore ihrer Werke.Ein zweistündiger Warnstreik sollte Druck machen für die dritte Runde der Tarifverhandlungen.

Nur nicht von den westlichen Kollegen abkoppeln lassen - das trieb gestern frühmorgens 3000 ostdeutsche Stahlarbeiter zum Schichtwechsel in die Kälte vor die Tore ihrer Werke.Ein zweistündiger Warnstreik sollte Druck machen für die dritte Runde der Tarifverhandlungen.Nur die Stahlkocher in Riesa und Unterwellenborn beteiligten sich nicht - die Firmen sind nicht im Arbeitgeberverband.Und eine "Abkoppelung" drohte aus Sicht der Gewerkschaft IG Metall.Denn in den alten Ländern werden die Löhne ab 1.März nächsten Jahres um 2,6 Prozent angehoben.Die IG Metall forderte deshalb gestern wieder eine Lohnerhöhung um fünf Prozent - wie auch in der vorangegangenen zweiten Runde am 24.November.Die war geplatzt, da die Arbeitgeber nur 14 Null-Monate "geboten" hatten und danach, bis Mai 1999, zwei Prozent mehr Lohn.Die ostdeutschen Stahlarbeitgeber hatten erklärt, sie lehnten einen Tarifabschluß ab, der die - noch 8000 - Arbeitsplätze in Ostdeutschland gefährde. Mit diesem Stand begann gestern im Berliner IG-Metall-Haus die dritte Runde - und deshalb war die Streikbeteiligung in der Nähe von Berlin besonders groß.1200 Männer und Frauen des EKO-Warmwalzwerkes in Eisenhüttenstadt blockierten ab 7 Uhr früh mit schwerem Gerät sieben Betriebstore.Klare Sache für die IG Metall, daß gerade bei EKO Dampf gemacht wird.Schließlich ist das ultramoderne Werk erst im Juli diesen Jahres eröffnet wurden - selbst der Kanzler ließ sich da wieder dicht an der polnischen Grenze sehen.Der Frankfurter IG-Metall-Bevollmächtigte Günter Kohlbacher, der in Eisenhüttenstadt vor dem Werkstor dabei war, bezeichnete die Aktion als "vollen Erfolg".Die Kollegen hätten deutlich gemacht, daß sie über die "sture Haltung" der Stahlarbeitgeber in den laufenden Tarifverhandlungen "empört" sind und notfalls auch einen Erzwingungsstreik nicht scheuen werden. In Henningsdorf bei Berlin legten etwa 400 der insgesamt 650 Beschäftigten von 6 Uhr bis 8 Uhr das Werkzeug aus der Hand.Betriebsrat Hans-Jürgen Spitzer nannte den Streik eine "ordentlichen Sache", alle Kollegen bis auf die Freischicht hätten sich angeschlossen.Auch im Henningsdorfer Elektrostahlwerk (HES) ist die Stimmung gereizt."Unbedingt streikbereit" sei die Belegschaft, sagte Spitzer zwischen Warnstreik am Morgen und Verhandlung am Mittag."Wir lassen uns nicht abkoppeln von den Kollegen im Westen", sagte Spitzer dem Tagesspiegel.Zumal HES nach Personalabbau und Werksmodernisierung einen Produktivitätssprung von 160 Prozent in einem Jahr erreicht habe.1991, als der italienische Konzern Riva die Stahlwerke in Henningsdorf und Brandenburg übernahm, arbeiteten in dem Traditionswerk im Norden von Berlin noch 1050 Leute."Wir sind ein plus-machender Betrieb", betonte Spitzer. Und in dem wird unter Umständen gestreikt: Der Berliner IG-Metall-Bezirksleiter Hasso Düvel hatte das Angebot der Arbeitgeber vorher als "völlig unzureichend" abgekanzelt.Mit einem solchen Ergebnis würde die ostdeutsche Stahlindustrie von den Abschlüssen in der westdeutschen Branche "abgehängt".Werde nicht nachgebessert, sei ein Arbeitskampf nicht ausgeschlossen. Die Löhne der ostdeutschen Stahlarbeiter sind nach IG- Metall-Angaben bereits genauso hoch wie die ihrer westdeutschen Kollegen.Real hätten sie aber erst 82 Prozent des westdeutschen Niveaus erreicht, weil in den neuen Ländern 38 statt 35 Wochenstunden gearbeitet würden und weniger Zulagen oder freiwillige Leistungen vereinbart seien. Die dritte Tarifrunde dauerte gestern bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe noch an - was innerhalb der Berliner IG Metall ausdrücklich als "positives Zeichen" gestern abend "Das ist positives Zeichen.Die Tarifkommission war für 16 Uhr einberufen.Letzten Endes

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