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Inaktivitätsprotokolle bei Amazon.

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Tarifkonflikt beim Versandhändler: Amazon überwacht Mitarbeiter minutengenau

Noch vor Ostern sollen die Mitarbeiter bei Amazon erneut streiken. Ab Freitag soll bereits in Leipzig gestreikt werden. Eine Lösung im Tarifkonflikt ist nicht in Sicht. Derweil wird bekannt, wie Amazon seine Mitarbeiter auf eine besondere Art überwacht. Das Unternehmen spricht von einem Einzelfall.

"Der Mitarbeiter war von 7:27 Uhr bis 7:37 Uhr inaktiv", steht in einem so genannten Amazon-Inaktivitätsprotokoll, das der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi vorliegt. Der Versandhändler überwache seine Mitarbeiter minutengenau, lautet der Vorwurf. Über die mobilen Geräte, die viele Mitarbeiter in den Amazon-Logistikzentren zum Scannen der Pakete nutzen, würden Pinkel- oder Raucherpausen, aber auch nur einige Sekunden protokolliert und archiviert, die ein Amazon-Packer oder Logistiker nicht in seine Aufgabe investiert. Vollste Arbeitsbelastung bei geringster Bezahlung - das will die Gewerkschaft nicht mehr dulden und ruft erneut zum Streik auf. "Es handelt sich hier um einen absoluten Einzelfall, der sich vor rund einem Jahr ereignet hat, und bei dem ein Vorgesetzter fehlerhaft gehandelt hat. Natürlich sind Verweise wegen Arbeitsunterbrechungen von ein bis zwei Minuten absurd, und dieser Hinweis wurde bereits vor rund einem Jahr aus der Personalakte des Mitarbeiters entfernt", teilte Amazon nach einer Anfrage des Tagesspiegels schriftlich mit.

Im Tarifkonflikt mit dem Versandhändler Amazon hat Verdi neue Streiks noch vor Ostern angekündigt. Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger erklärte in der Nacht zum Freitag, der Onlinehändler erwarte von seinen Beschäftigten Einsatz und Verlässlichkeit, verweigere ihnen aber den zuverlässigen Schutz durch Tarifverträge. Damit die Geschäftsführung begreife, "wie wichtig Verlässlichkeit und Sicherheit im Alltag" seien, werde es vor Ostern flexible Streiks geben.

Amazon-Kunden sollten sich daher vor Ostern darauf einstellen, dass es immer wieder zu Arbeitsniederlegungen an fast allen Standorten kommen könne, auch kurzfristig, erklärte Nutzenberger. Verdi will für die Beschäftigten Verträge nach den Konditionen des Einzel- und Versandhandels durchsetzen. Der Konzern weigert sich aber bislang, einen Tarifvertrag für seine Mitarbeiter in Deutschland auszuhandeln. Seit Frühjahr 2013 wird bei Amazon immer wieder gestreikt.

Waren sollen trotz Streik pünktlich ankommen

Verdi-Mitglied Stefan Najda sagte der Zeitung "Die Welt" vom Freitag, schon am Freitag werde es bei Amazon in Leipzig "pünktlich zu Beginn der Buchmesse eine neue Streikwelle" geben. In der kommenden Woche werde es dann Arbeitsniederlegungen an weiteren Standorten geben. Najda rief Kunden, die rechtzeitig zu Ostern ihre Ware empfangen wollten, dazu auf, frühzeitig zu bestellen oder auf Alternativen umzusteigen.

Eine Amazon-Sprecherin sagte der Zeitung zu den neuen Streikandrohungen, der Konzern sage seinen Kunden zu, "dass ihre Waren pünktlich ankommen werden". Auch während der Streiks vor Weihnachten habe es keine Beschwerden gegeben. (mit AFP)

Erneut Streik bei Amazon.
Erneut Streik bei Amazon.

© dpa

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