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Wirtschaft: 116 Euro mehr für Gas

Berliner Gasag schließt weitere Preiserhöhungen in vier Monaten nicht aus / Verbraucherschützer raten zum Widerspruch

Berlin Auch nach der Gaspreiserhöhung im kommenden Oktober müssen sich die Verbraucher in Berlin auf eine weitere Teuerung einstellen. „Wenn es bei diesen Ölpreisen bleibt, werden wir Anfang nächsten Jahres noch mal ranmüssen“, sagte der Vorstand des Berliner Versorgers Gasag, Andreas Prohl. Weltweit müssten sich die Verbraucher auf ein „steigendes Energiepreisniveau einstellen“. Wie hoch ein weiterer Preisanstieg beim Gas ausfallen könnte, hänge aber von der Entwicklung des Ölpreises ab.

Wie die Gasag am Donnerstag bekannt gab, steigt ab Oktober der Arbeitspreis für Berliner Kunden in allen Tarifstufen um 0,5 Cent je Kilowattstunde (kWh). Inklusive Mehrwertsteuer ergibt sich sogar ein Anstieg um 0,58 Cent. Das bedeutet für einen durchschnittlichen Berliner Haushalt mit einem Verbrauch von 20000 kWh Mehrkosten von 116 Euro pro Jahr. Bewohner eines Einfamilienhauses mit einem Verbrauch von 30000 kWh kommen sogar auf eine zusätzliche Belastung von 174 Euro. Damit ist der Gaspreis auf dem höchsten Stand seit der Wiedervereinigung.

Die Gasag begründet die Preissteigerung mit der Koppelung des Gaspreises an den Ölpreis. So sei der Importpreis für Gas an der deutschen Grenze seit Juni 2004 um mehr als 30 Prozent gestiegen. Allerdings weigert sich das Unternehmen, seine eigenen Bezugspreise offen zu legen. Die Gasag bezieht ihr Gas über langfristige Verträge unter anderem von den Lieferanten EWE und Gaz de France. Im deutschlandweiten Vergleich sei Gas in Berlin aber immer noch günstig.

Seinen Kunden empfiehlt das Unternehmen nun vor allem, Energie zu sparen. „Eine Absenkung der Raumtemperatur um einen Grad Celsius reduziert zum Beispiel den Wärmebedarf um sechs Prozent“, erklärte Prohl. Mit dem Austausch alter Heizanlagen durch moderne Geräte könne die Heizkostenrechnung sogar um 30 Prozent gesenkt werden.

Verbraucherschützer kritisierten die Politik der Gasag und sprachen von einem „Preisschock“. „Das Kartellamt muss den Gaskonzernen die Ölpreisbindung abgewöhnen“, sagte ein Sprecher der Verbraucherzentrale Berlin. „Nur so können potenzielle neue Wettbewerber den Markt beleben.“

Die Verbraucherzentrale empfiehlt Gaskunden, der Preiserhöhung, die zum 1.Oktober in Kraft tritt, schriftlich per Einschreiben unter Hinweis auf die Unbilligkeit zu widersprechen. Außerdem solle man ankündigen, die Erhöhung nur unter Vorbehalt zu zahlen. Zum Zahlungsboykott rufen die Berliner Verbraucherschützer, anders als in anderen Bundesländern, aber nicht auf.

Die für Kartellfragen zuständige Senatsverwaltung für Wirtschaft sieht keine Notwendigkeit für ein Eingreifen: „Das wäre für uns nur ein Thema, wenn es Indizien gäbe, dass die Gasag ihre Monopolstellung missbraucht“, sagte Sprecher Christoph Lang dem Tagesspiegel. Solche Hinweise lägen nicht vor. Die Preisentwicklung beim Gas werde aber routinemäßig einmal im Monat überwacht.

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