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Wirtschaft: 120 000 Familienfirmen brauchen neuen Chef

BERLIN (jhw).Jeden Tag suchen 170 deutsche Unternehmen einen neuen Chef.

BERLIN (jhw).Jeden Tag suchen 170 deutsche Unternehmen einen neuen Chef.120 000 Familienbetriebe stehen in diesem und im kommenden Jahr vor einem Generationswechsel.In diesen Firmen arbeiten rund 1,6 Millionen Beschäftigte.Darauf weist das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln in einer am Dienstag veröffentlichten Studie hin.

Die Suche nach einer neuen Führungskraft bleibt nach Angaben der Kölner Wirtschaftswissenschaftler in rund einem Viertel der Firmen erfolglos.Dies gefährde etwa 200 000 Arbeitsplätze.Die Gründe für die Probleme beim Generationswechsel seien vielfältig, betonten die Forscher.Darum ist ihm nicht mit einem Patentrezept beizukommen.Oft scheitere die Übergabe an mangelndem Interesse der jüngeren Familienmitglieder oder an deren fehlendem unternehmerischen Talent.Doch auch staatliche Hindernisse wie zu hohe Steuern und zu viele gesetzliche und administrative Auflagen machten sich bemerkbar.

Das Nachfolgeproblem wird sich nach Einschätzung des Forschungsinstituts künftig noch verschärfen.Denn in spätestens zehn Jahren dürften sich rund 700 000 Unternehmer und Selbständige zur Ruhe setzten.Schon heute sei rund ein Viertel der 2,9 Millionen Selbständigen in Westdeutschland mindestens 55 Jahre alt, mehr als elf Prozent seien sogar schon über 60.

Im europäischen Vergleich sind Firmeneigner kleiner und mittlerer Unternehmen in Deutschland besonders alt - vor allem trifft diese Aussage auf West-Deutschland zu.Hier nämlich sind nach Angaben des IW 37 Prozent der Eigner 50 Jahre und älter.Zum Vergleich: In Frankreich sind es 29, in Finnland sogar nur 23 Prozent.In den neuen Bundesländern ist das Problem der Überalterung kleiner: Dort sind lediglich 27 Prozent der Mittelständler 50 Jahre oder älter.

Das Problem der Unternehmensnachfolge, so berichtet das IW, hätte viel weniger Gewicht, wenn neue Unternehmen nachwüchsen.Aber die Zahl der Neugründungen ist dem Institut zufolge unbefriedigend.Für den Arbeitsmarkt seien die Auswirkungen gefährlich: Denn in den vergangenen Jahren hätten nur kleine und mittlere Unternehmen zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen.

Schließlich weist das IW darauf hin, daß - im Vergleich zu den großen EU-Staaten - Deutschland die wenigsten selbständigen Unternehmer habe, gemessen an der Bevölkerung.Dafür gebe es hierzulande die meisten Staatsdiener.Im Vergleich zu Frankreich und Großbritannien fehlten rund 700 000 unternehmerische Existenzen bei einem gleichzeitigen Überhang von gut 500 000 öffentlich Bediensteten.

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