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Wirtschaft: 13 981 492 Euro

Josef Ackermann bleibt trotz Finanzkrise Spitzenverdiener – nur ein deutscher Topmanager streicht noch mehr ein

Berlin - Weltweit zittern die Banker vor den Folgen der Finanzkrise – doch Josef Ackermann muss nicht bange sein. Der Chef der Deutschen Bank kassierte im vergangenen Jahr knapp 14 Millionen Euro Gehalt und bleibt damit Spitzenverdiener unter den Chefs der 30 Großkonzerne, die im Aktienindex Dax gelistet sind (siehe Grafik). Übertroffen wird er nur von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, der Schätzungen zufolge im vergangenen Geschäftsjahr rund 60 Millionen Euro verdient haben soll. Die Porsche-Aktie ist allerdings nicht im Dax notiert.

Ackermanns Vergütung basiert vor allem auf dem Erfolg der Bank, die 2007 einen Rekordgewinn von 6,5 Milliarden Euro einfuhr. Dass es 2008 noch einmal so gut läuft, ist unwahrscheinlich. Die Finanzkrise lastet mittlerweile so stark auf der gesamten Branche, dass selbst die bisher glimpflich davongekommene Deutsche Bank ihr Gewinnziel infrage stellt.

In dem am Mittwoch veröffentlichten Geschäftsbericht warnte Deutschlands größtes Geldinstitut vor weiteren Abschreibungen und sinkenden Erträgen im Investmentbanking. Auch ein schwächeres wirtschaftliches Umfeld könne „die Erreichung unseres veröffentlichten Gewinnziels negativ beeinflussen“. Die Bank hatte bisher einen Vorsteuergewinn von 8,4 Milliarden Euro für 2008 angepeilt, nach 8,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Der Aktienkurs rutschte am Mittwoch zwei Prozent ins Minus.

Die kurzfristigen Aussichten seien „höchst unsicher“, schreibt Ackermann in einem Brief an die Aktionäre. „Die Krise hat sich 2008 fortgesetzt und belastet weiterhin sowohl die Finanzmärkte als auch die Realwirtschaft.“ Ackermann erwartet auch Auswirkungen auf die Kreditvergabe der Banken. „Die Kredite für Privat- und Geschäftskunden werden auf absehbare Zeit knapper und teurer als vor Ausbruch der Krise sein.“

Der Deutschen Bank macht vor allem das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen zu schaffen. Der Bereich, in dem die Deutsche Bank zu den wichtigsten Instituten weltweit gehört, ist praktisch zum Erliegen gekommen. Geschockt durch die Finanzkrise sind die Banken nicht mehr bereit, große Kredite für Finanzinvestoren zur Verfügung zu stellen, die diese dann für Übernahmen nutzen könnten. Die Deutsche Bank sitzt nach eigenen Angaben noch auf rund 36 Milliarden Euro an Krediten und Kreditzusagen für solche Geschäfte und hat offenbar Probleme, diese Kredite an andere Investoren weiterzuverkaufen, wie es sonst üblich ist. Darüber hinaus steckt die Bank mit rund drei Milliarden Euro in Wertpapieren, die mit zweitklassigen US-Immobilienkrediten (subprime) besichert sind.

Bisher musste die Deutsche Bank im Zuge der Finanzkrise gut 2,3 Milliarden Euro abschreiben. Sollte 2008 noch deutlich mehr hinzukommen, ist auch Ackermanns Rekordgehalt von 13,98 Millionen Euro gefährdet. Garantiert sind ihm nämlich nur etwa 1,2 Millionen Euro, der Rest wird erfolgsabhängig bezahlt. Diese Zahlungen sind daran gekoppelt, ob Ackermann vereinbarte Renditeziele erreicht und die Aktie sich besser entwickelt als die Aktien anderer Investmentbanken.

Aktionärsvertreter halten Ackermanns Vergütung nicht für übertrieben. „Der Deutsche-Bank-Vorstand hat einen guten Job gemacht und die Finanzmarktkrise bislang gemeistert“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Klaus Schneider. Unter diesem Gesichtspunkt könnte man das Gehalt als angemessen bezeichnen.

International betrachtet rangiert Ackermann ohnehin am unteren Ende der Verdienstskala. Die Chefs von Investmentbanken in den USA streichen pro Jahr 20 bis 50 Millionen Euro ein. Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein bekam 2007 sogar mehr als 100 Millionen Dollar (umgerechnet 64 Millionen Euro). Selbst im eigenen Haus ist Ackermann nicht der Topverdiener: Mindestens zehn der überwiegend in London ansässigen Investmentbanker sollen 2007 mehr verdient haben als der Chef, heißt es aus der Frankfurter Zentrale.

Stefan Kaiser

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