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Wirtschaft: 2,6 Millionen Haushalte überschuldet

BONN (Sp).Die Zahl der Menschen, die ihre Schulden nicht mehr aus den laufenden Einnahmen bezahlen können, steigt: 2,6 Mill.

BONN (Sp).Die Zahl der Menschen, die ihre Schulden nicht mehr aus den laufenden Einnahmen bezahlen können, steigt: 2,6 Mill.Menschen sind Schätzungen zufolge überschuldet.Das sagte die Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände e.V.(AgV), Anne-Lore Köhne, am Mittwoch in Bonn bei der Präsentation des "Schuldenreports 1999".

Der Report beruht auf einem aktualisierten Gutachten der Münchener GP Forschungsgruppe, das zum ersten Mal 1994, noch von der CDU-Bundesfamilienministerin Nolte, in Auftrag gegeben wurde.Demnach ist seit 1994 die Überschuldung der Haushalte um 30 Prozent gestiegen.Die durchschnittliche Überschuldungslast beträgt 32 000 DM.Gläubiger sind vor allem Banken.

Im Osten Deutschlands nehmen Menschen wesentlich häufiger Kredite auf, die sie später nicht mehr bedienen können.Der Schuldenreport spricht von einem "besonders deutlichen Ost-West-Gefälle".Im Osten stieg seit 1994 die Zahl der Offenbarungseide um 72 Prozent, Spitzenreiter ist Thüringen mit plus 122 Prozent.In den alten Bundesländern war der Anstieg mit 21 Prozent deutlich geringer.Die Ursache liege unter anderem darin, daß in der DDR Konsumentenkredite unüblich waren.Mit der Möglichkeit, beispielsweise ein Auto auf Kredit zu kaufen, stieg hier also zwangsläufig auch das Risiko, es nicht abzahlen zu können.Weitere Ursache seien die überproportional stark gestiegenen Mieten in den neuen Ländern an.Sie stiegen seit 1994 um 67 Prozent.Die Zahl der überschuldeten Haushalte im Vergleich zu allen Haushalten Ostdeutschlands ist indes rückläufig (siehe Grafik).

Arme sind häufiger überschuldet als Menschen mit hohem Einkommen."Wenn man mit seinem Geld gerade so auskommt, reicht schon der Verlust des Arbeitsplatzes oder eine Scheidung und die laufenden Kosten können nicht mehr bezahlt werden", erläuterte Marius Stark von der Schuldenberatung des deutschen Caritasverbandes.

Das am 1.Januar in Kraft getretene Insolvenzrecht ist nach Ansicht der Schuldenberater eine lobenswerte Möglichkeit, "überschuldete Verbraucher in den Wirtschaftskreislauf zurück zu holen", sagte Marco Habschick vom Hamburger Institut für Finanzdienstleistungen.Somit gehe "auch der überschuldete Kunde als Kunde nicht verloren".Deswegen sei das neue Insolvenzrecht auch für die Gläubiger eine Verbesserung, weil es die Möglichkeit bietet, sich außergerichtlich zu einigen.Gerichtskosten und die oft geringe Ausbeute einer Pfändung könnten den Beteiligten erspart bleiben, wenn Gläubiger und Schuldner sich gütlich einigen.Nach Inkrafttreten des Insolvenzrechts suchen immer mehr überschuldete kleine Gewerbetreibende Hilfe bei der Schuldnerberatung, bestätigt auch der Geschäftsführer der auf Gewerbetreibende spezialisierten Schuldnerberatung Julateg, Wolfgang Münzner.1200 stehen auf seiner Warteliste.In Berlin gibt es insgesamt 91 Berater, deutschlandweit sind es 1000.

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