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Der Bulle (linke Plastikfigur) und der Bär symbolisieren das Auf und Ab der Börse.

© dpa

25 Jahre Deutscher Aktienindex Dax: 600 Prozent Rendite in einem Vierteljahrhundert

Der Dax hat sich seit seinem Start im Jahr 1988 unter dem Strich versiebenfacht. 15 Unternehmen sind von Beginn an dabei – und einer gewinnt immer.

Auch im Duden hat er seinen festen Platz. „Dax“ steht da auf Seite 202. Die drei Buchstaben sind längst in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen: Der Dax – der Deutsche Aktienindex – taucht von Montag bis Freitag in der Tagesschau auf, er steht jeden Tag im Wirtschaftsteil der Tageszeitung, und manchmal sorgt er sorgt für Gesprächsstoff in der Kneipe und auf der ersten Seite der Boulevardpresse.
Am Montag feiert der Dax seinen 25. Geburtstag. Und das in guter Laune: Schließlich hat das wichtigste Börsenbarometer in Deutschland nach sechs Jahren im Mai wieder die Marke von 8000 Punkten geknackt. Mehr noch: Am 22. Mai verbuchte der Dax mit 8530,89 Punkten zum Börsenschluss einen neuen Rekord. Aber auch ohne dieses Hoch, von dem der Dax inzwischen wieder ein gutes Stück abgerutscht ist, ist der Aktienindex eine Erfolgsgeschichte.

Mitte der achtziger Jahre gab es zwar bereits diverse Indizes, die die Entwicklung der Aktienkurse zusammenfassten. Sie wurden aber von verschiedenen Zeitungen errechnet, nicht von der Börse selbst. Mit der Erfindung des Dax, angestoßen von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Wertpapierbörsen, der Frankfurter Börse und der „Börsenzeitung“, ändert sich dies. Am 1. Juli 1988 wird der Dax zum ersten Mal berechnet: 1163 Punkte zeigt damals die Anzeigetafel im Frankfurter Börsensaal. Es geht nicht bei Null oder Eins los, weil Frank Mella, damals Redakteur der „Börsenzeitung“ und Vater des Dax, den Index bis auf das Jahr 1959 zurückrechnet. Die 30 wichtigsten an der Börse gehandelten deutschen Aktien werden in den Index aufgenommen. Kriterien sind die Marktkapitalisierung, also der Börsenwert des Unternehmens (Kurs mal ausgegebener Aktien), und der Streubesitz (Anteil der Aktien die nicht in festem Besitz sind). Der Streubesitz, der bei mindestens fünf Prozent liegen muss, ist auch für die Gewichtung der Aktien im Dax relevant: Je größer er ist, desto stärker bestimmt die Aktie die Entwicklung des Dax.

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Schwergewichte sind heute unter anderem BASF, Bayer, SAP oder Siemens, die zusammen mit rund 35 Prozent die Richtung des Dax bestimmen. In die Berechnung des Dax fließen im Gegensatz zu anderen Indizes etwa in Frankreich (CAC) oder Japan (Nikkei) auch Dividenden ein, die die Unternehmen ausschütten. Der Dax ist damit ein „Performance“-Index.

Übernahmen, Fusionen oder wirtschaftliche Probleme einzelner Firmen führen immer wieder zu Veränderungen im Dax. Jährlich im September wird seine Zusammensetzung überprüft. Insgesamt gibt es nur 15 Aktien, die seit 25 Jahren ununterbrochen dabei sind: Allianz, BASF, Bayer, BMW, Commerzbank, Daimler, Deutsche Bank, Eon, Henkel, Linde, Lufthansa, RWE, Siemens, Thyssen-Krupp und VW – wenn auch zum Teil unter anderem Namen.

Zurückgerechnet schloss der Dax erstmals im Juni 1985 über 1000 Punkten. 5000 Zähler wurden im März 1998 erreicht, 8000 erstmals im März 2000. Aber kontinuierlich nach oben ging es mit dem Dax nicht immer – im Gegenteil. Die Golfkrise 1990 sorgte ebenso für einen Absturz wie die Asienkrise im Oktober 1997 und die Russland-Krise knapp ein Jahr später. Fast drei Jahre dauerte der Crash nach dem Platzen der Internetblase im Frühjahr 2000: Von 8136 Zähler stürzte der Dax auch wegen der Terroranschläge in den USA im September 2001 bis März 2003 auf nur noch 2188 Zähler ab – ein Minus von gut 70 Prozent.

Es dauerte fast viereinhalb Jahre bis sich der Index auf ein neues Rekordhoch von 8151 Punkten mehr als verdreifachte. Der Ausbruch der Finanzkrise brachte der Dax-Euphorie ein jähes Ende. Im März 2009 zählte der Index nur noch 3666 Punkte, fast 55 Prozent weniger als beim Hoch im Juli 2007. Bis Mai 2011 ging es wieder um mehr 100 Prozent auf 7527 Zähler nach oben, bevor die Schuldenkrise in Euroland erneut bis September 2011 zum Absturz auf 5072 Punkte führte. Seitdem geht es an der Börse und damit auch beim Dax fast nur bergauf – um fast 70 Prozent bis Mai diesen Jahres.

Das hat vielen Aktiensparern zwar Gewinne beschert: Wer zum Dax-Start umgerechnet 10000 Euro in Index-Werte investiert hat, kann heute über ein Vermögen von rund 70000 Euro verfügen. Aber manchem Beobachter ist angesichts der rasanten Bergfahrt mulmig zumute, weil die Euro-Schuldenkrise nicht überwunden ist und Japan und die USA mit großen wirtschaftlichen Problemen ringen. Zuletzt sorgten die Notenbanken in den USA und China für Unruhe, die ein Ende ihrer lockeren Geldpolitik angedeutet hatten. Damit könnten die Zinsen wieder steigen und Aktien unattraktiver werden. Trotzdem schließen Experten einen weiteren Anstieg des Dax nicht aus. In fünf Jahren, sagt Daniel Zindstein vom Finanzdienstleister Gecam, könne der Dax bei mehr als 13000 Punkten stehen.

Einem Unternehmen allerdings beschert der Dax fortlaufend Gewinne, egal wo er steht: der Deutschen Börse. Sie besitzt die Markenrechte am Dax – und einer unüberschaubaren Zahl von Ablegern, etwa dem M-Dax für die mittelgroßen Unternehmen, dem Tec-Dax für Technologiefirmen oder dem S-Dax für kleinere Firmen. Dazu kommen Branchen- und Themen-Indices. „Zur Dax-Familie gehören mittlerweile 4728 Indizes“, sagt Börsen-Sprecherin Andrea Weidemann. Alle Indizes sind zudem die Basis für unzählige Termin- und andere Finanzprodukte – fast 19000 Zertifikate. Für all das kassiert die Deutsche Börse Gebühren. Zahlen nennt sie nicht: Aber ein hoher zweistelliger Millionenbetrag dürfte es jedes Jahr sein.

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