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Wirtschaft: 250 000 Dollar für ein Zimmer

Carsten ist ein Junge aus dem Norden. Blond, Bremer Akzent, wacher Blick.

Carsten ist ein Junge aus dem Norden. Blond, Bremer Akzent, wacher Blick. Aber heute, bei unserem fünften Treffen, guckt er geknickt. „Ich bin meinen Job los“, sagt er. Das nächste deutsche Arbeitsamt ist 5500 Kilometer weg und würde hier in der Wüste Arabiens sowieso nicht helfen. Carsten bekommt zwar noch zwei Gehaltsschecks laut Vertrag, dem ihm sein Arbeitgeber am vorigen Tag gekündigt hat, aber: „Einer ist jetzt schon Wochen überfällig. Wer weiß, ob der Boss die Schecks jemals unterschreibt...“

Wir hatten uns kennengelernt, als Carsten seinen Job noch ausübte. Er wollte mir eine Wohnung verkaufen in einem der Türme, die sein Arbeitgeber gerade in Dubai baut. „Ocean Spirit“ heißt dieser, oder so ähnlich. 84 Stockwerke, 250 000 Dollar für Ein-Zimmer-Appartements, eine Million für vier Zimmer, vier Millionen für Wohnungen in den obersten Stockwerken. Für die letzten beiden Kategorien, so lockte Carsten, gäbe es für den Käufer noch eine Jaguar-Limousine obendrauf. Da musste ich spontan „Nein“ sagen. Dreimal trafen wir uns wieder, noch dreimal sagte ich „Nein“. So freundeten sich Verkäufer und Nicht-Käufer langsam an.

Carsten ist einer von vielen, dessen Erwartungen an einen Job im Boomklima des Golfs nicht erfüllt werden. Sie kommen mit Sack und Pack im Überseecontainer, werden holprig bezahlt, kommen mit den orientalischen Ränkespielen nicht klar oder halten das Tempo nicht durch. Viele packen bald wieder.

Carsten bleibt und kämpft. Wir treffen uns nach fünf Wochen wieder und er guckt besonders fröhlich: „Ich bin verliebt! Eine Stewardess der Emirates Airlines aus Tschechien. Die alte Firma hat mir mein Gehalt bezahlt. Und: Ich mache mich jetzt selbstständig“, erzählt er aufgekratzt. „Mit einem Partner verkaufen wir Wohnungen im Nachbaremirat Ras Al Khaimah, zwölf sind schon weg.“ Der Verkäufer in ihm ist nicht zu bremsen: „Beste Strandlage, günstige Preise, immense Wertsteigerung!“ Ich sage „Nein“, und wir bleiben Freunde in der Fremde.

ein Geschäftsmann

aus Berlin, erzählt von Arabien

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