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© Kitty Kleist-Heinrich

3-D-Kino: Wo Harry Potter über Köpfe springt

Das Berliner Imax-Kino zeigt mit dem Zauberlehrling erstmals in Deutschland einen Spielfilm mit 3-D-Szenen.

Berlin - Wenn sich Harry Potter und seine engsten Freunde in ihrem neuen Kinoabenteuer auf ihre Flugtiere schwingen und zum Showdown nach London begeben, kann man dieses rund 20 Minuten dauernde Spektakel in einem einzigen Kino in Deutschland dreidimensional sehen. Im Imax im Berliner Sony-Center am Potsdamer Platz wird das Gehirn mit Hilfe von zwei leicht verschobenen, übereinander projizierten Bildern und einer speziellen Brille überlistet – es entsteht ein räumlicher Effekt, der Harry Potter aus dem zuvor flächigen Bild heraustreten lässt.

Die Technik ist nicht neu, basiert auf ihr doch ein Gutteil des Erfolges der Imax-Kinos. Deren ursprüngliches Geschäftsmodell ist es, im stündlichen Wechsel Natur-Dokumentationen auf einer gigantischen Leinwand zu zeigen und damit Schulklassen, Familien und Touristen zu begeistern. Neu ist aber, dass mit dem gerade angelaufenen „Harry Potter und der Orden des Phoenix“ erstmals auch die Imax-Version eines Spielfilms in Deutschland zu sehen ist – und dann auch noch gleich mit einer 3-D-Sequenz.

Die Ergänzung der Geschäftsstrategie hat einen klaren wirtschaftlichen Grund. Die Attraktivität der Dokumentationen lässt nach, neue Angebote müssen her. So änderte der 1967 gegründete und an den Börsen in Toronto und New York gelistete kanadische Imax-Konzern vor fünf Jahren sein Geschäftsmodell. In Nordamerika brachte er fortan mit wachsendem Erfolg auch Hollywood-Filme mit Kassenknüllerpotenzial in seine Filmtheater. In den USA und Kanada werden inzwischen pro Imax-Leinwand und Film um die 100 000 bis 250 000 US-Dollar mit den Großformat-Versionen von Hollywood-Filmen umgesetzt. „Spider Man 3“ etwa hat weltweit insgesamt 20 Millionen Dollar nur mit der Imax-Version eingespielt. Der Familienfilm „Harry Potter“, der weltweit in 126 Imax-Kinos startete, wird das wohl übertreffen.

Zumindest die Erwartungen beim Betreiber des Berliner Imax hat der Ansturm auf die 3-D-Version schon am ersten Tag bei weitem übertroffen. „Alle Vorstellungen waren ausverkauft“, sagte Kris von Karhan, der Leiter des Kinos, dem Tagesspiegel am Sonntag. „Für uns ist der Film ein fulminanter Erfolg, und die Vorverkaufszahlen lassen ahnen, dass der Film auch die nächsten Tage vor ausverkauftem Haus läuft.“

Um diesen Erfolg auszubauen, bietet der Imax-Konzern nun Gemeinschaftsprojekte an, durch die seine eigens entwickelten Projektoren und Tonanlagen auch in normale Multiplexkinos eingebaut werden können. Eine kostspielige Unternehmung, die pro Saal an die 1,5 Millionen Dollar kostet. Um ins Geschäft zu kommen, müssen zudem mindestens vier Leinwände in vier verschiedenen Einzelkinos umgerüstet werden, fordern die Kanadier. Doch schon bei 75 000 bis 100 000 Besuchern pro Saal und Jahr wird eine Rendite erzielt, bei der sich die Investition nach rund drei Jahren rechnet, sagt Peter Eiff, bei Imax zuständig für das Geschäft in Europa, Nahost und Afrika.

Solche Gemeinschaftsprojekte wurden in den USA bereits mit den Kinoketten AMC und Edwards abgeschlossen. Europaweit ist Eiff mit zwei Ketten in konkreten Gesprächen. Zwar lassen sich auf Imax umgerüstete Kinosäle nicht für herkömmliche Filme nutzen, doch können hier auch die traditionellen Imax-Dokumentarfilme gezeigt werden. Das Besondere ist, dass Imax ein zehnmal größeres Filmbild verwendet, um eine Leinwand zu füllen, die fünf- bis sechsmal so groß ist wie eine normale Kinoleinwand. Die Leinwand des Berliner Imax ist 588 Quadratmeter groß, die größte Leinwand im normalen Kino darunter hat lediglich 132 Quadratmeter aufzuweisen. Imax verwendet einen 70-Millimeter-Film, dreht das Bild jedoch um 90 Grad, so dass es nicht 70 Millimeter breit, sondern hoch ist. Damit das üblicherweise verwendete 35-Millimeter-Bild beim Kopierprozess weder an Schärfe noch Brillanz verliert, wird es mit Hilfe eines patentierten Verfahrens zuvor digital neu berechnet.

Doch nicht alle Branchenteilnehmer in Deutschland sind der Meinung, dass die Imax-Technik hierzulande Zukunft hat. Das Echo bleibt verhalten. „Es ist schön zu sehen, dass sich auf dem Markt etwas bewegt“, sagt Arne Schmidt, Sprecher der Cinemaxx-Kinokette. „Aber wir müssen zusehen, dass wir unsere Ressourcen sinnvoll einsetzen.“ Trotzdem werden 3D und Imax spätestens im November 2007 wieder Thema sein, wenn mit dem Fantasyfilm „Beowulf“ der erste Film in die Kinos kommt, der sowohl in Imax-Theatern als auch in Kinos mit digitalen Projektoren komplett in 3D zu sehen sein wird.

Thomas Steiger

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