zum Hauptinhalt
Früher gehörte die griechische Postbank dem Staat.

© dpa

350 Millionen Euro Schaden: Griechische Postbank-Chefs sollen Geld veruntreut haben

Betrug, Geldwäsche, Untreue lautet der Vorwurf der griechischen Ermittlungsbehörden gegen fast 30 Personen im Umfeld der ehemaligen Staatsbank. Unter ihnen ist auch einer der prominentesten Unternehmer des Landes.

Kreditklemme? Fast alle griechischen Firmen klagen darüber, dass sie von den Banken kaum noch Darlehen bekommen, oft nicht einmal mehr Kreditlinien für die Finanzierung der laufenden Produktion. Aber wer als Unternehmer die richtigen Leute bei der staatlichen Postbank kannte, hatte solche Sorgen nicht. Ein Kredit über 100 Millionen ohne Sicherheiten? Bei der Postbank scheint das für bestimmte Kunden kein Problem gewesen zu sein. Mit dem Darlehen konnte der Schuldner mehr oder weniger machen was er wollte, eine Tilgung wurde offenbar auch nicht erwartet.

Jetzt beschäftigt sich die Justiz mit den skandalösen Praktiken bei der ehemaligen Staatsbank. Gegen 29 Beschuldigte wird unter anderem wegen Untreue, Betrug und Geldwäsche ermittelt. Im Fall eines Schuldspruchs drohen lebenslange Haftstrafen. In zehn Fällen wurden bereits Haftbefehle erlassen. Den früheren Chef des Geldinstituts, Angelos Filippidis, nahm die türkische Polizei am Freitagabend aufgrund eines internationalen Haftbefehls in einem Istanbuler Hotel fest. Er soll an Griechenland ausgeliefert werden. Auf seinen Bankkonten entdeckten die Ermittler große Guthaben, für die es keine plausible Erklärung gibt.

"Keine Spur von Illegalität"

Einen Haftbefehl erwirkte Staatsanwältin Popi Papandreou auch gegen Dimitris Kontominas, einen der prominentesten Unternehmer Griechenlands, zu dessen Holding Demco unter anderem Versicherungsgesellschaften, ein Privatjet-Unternehmen, eine Kinokette und einer der größten Fernsehsender gehören.

Der 74-Jährige wird zurzeit in einer Athener Klinik wegen einer Virusinfektion behandelt. Jetzt steht die Polizei vor seinem Krankenzimmer Wache. Er soll am Dienstag vernommen werden. Kontominas, der laut Staatsanwältin Papandreou von der Postbank Darlehen über 110 Millionen Euro bekommen haben soll, bestreitet alle Vorwürfe. In seinen Geschäften gebe es „keine Spur von Illegalität“.

Ex-Chef würde Kredite wieder vergeben

Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hat die Postbank zwischen 2007 und 2012 an Unternehmer Kredite ohne ausreichende Sicherheiten und zu Vorzugskonditionen gewährt. Dabei wurden die Darlehen in vielen Fällen zweckentfremdet, zum Beispiel für private Grundstücks- und Immobilienkäufe, die über Briefkastenfirmen getätigt wurden. In dem Untersuchungsbericht der Staatsanwaltschaft heißt es, die Kredite seien „nicht für die Förderungen der Geschäftstätigkeit, sondern für die Bereicherung bestimmter Personen verwendet“ worden. Der Schaden für das Institut soll sich auf 346,9 Millionen Euro belaufen.

Der Ex-Bankchef Filippidis bestreitet die Vorwürfe: „Alle Darlehen wurden einstimmig vom Vorstand bewilligt, alle Vorschriften wurden eingehalten“, sagte Filippidis kurz vor seiner Festnahme in einem telefonisch geführten Rundfunkinterview. „Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich die Kredite heute genauso vergeben.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false