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Wirtschaft: 40 Prozent der Handys sollen bald von Nokia kommen

Für die arg gebeutelten Anleger war die Kursentwicklung der beiden großen nordeuropäischen Telekommunikationskonzerne Nokia aus Finnland und Ericsson aus Schweden in den vergangenen Wochen ein lang ersehnter Lichtblick in der allgemeinen Tristesse. Der größte weltweite Netzwerkausrüster Ericsson zog seit Mitte September um rund 60 Prozent an, die unbestrittene Nummer eins bei den Handys, Nokia, legte gar um fast 100 Prozent zu.

Für die arg gebeutelten Anleger war die Kursentwicklung der beiden großen nordeuropäischen Telekommunikationskonzerne Nokia aus Finnland und Ericsson aus Schweden in den vergangenen Wochen ein lang ersehnter Lichtblick in der allgemeinen Tristesse. Der größte weltweite Netzwerkausrüster Ericsson zog seit Mitte September um rund 60 Prozent an, die unbestrittene Nummer eins bei den Handys, Nokia, legte gar um fast 100 Prozent zu.

Nach den Terroranschlägen in den USA ist die Unsicherheit über die weitere konjunkturelle Entwicklung noch gestiegen. Nichtsdestotrotz zogen die Kurse der beiden nordeuropäischen Konzerne deutlich an. Dazu beigetragen hat natürlich, dass der EricssonKurs seit Jahresanfang um 45 Prozent, der von Nokia um 40 Prozent gefallen ist. Beide Konzerne hatten im Laufe des Jahres ihre Prognosen nach unten revidiert (Nokia) beziehungsweise Gewinnwarnungen herausgegeben (Ericsson). "In den vergangenen Wochen war wieder etwas Luft nach oben drin", sagt ein Telekommunikationsanalyst in Stockholm.

Allerdings sind sich die Branchenexperten nicht einig darüber, wie viel Spiel es nach oben noch gibt. Nach der zumindest für den europäischen Markt ziemlich düsteren Prognose, die die finnische Nokia in dieser Woche abgab, haben sich die Fragezeichen noch vermehrt. Der weltgrößte Handy-Hersteller Nokia geht von einem weiterhin schwachen europäischen Mobilfunk-Markt aus. Bei den heutigen GSM-Mobilnetzen in Europa rechnet Nokia-Netzwerk-Chefin Sari Bald sogar mit einem 20-prozentigen Rückgang im kommenden Jahr. Es werde noch etwa neun Monate dauern, bevor sich der europäische Handy-Markt wieder stabilisiert, sagte die Netzwerk-Chefin.

Außerdem dämpften die Finnen die Erwartungen auf eine zügige Einführung des dritten Mobilfunkstandards UMTS. Mit einem richtigen Durchbruch für die neue Technologie rechnet Nokia nicht vor dem Jahr 2003. Und selbst dann soll der Umsatzanteil der UMTS-Handys bei Nokia nur rund zehn Prozent betragen, heißt es beim Unternehmen. Das war deutlich weniger, als Experten erwartet oder vielleicht auch erhofft hatten.

Im kommenden Jahr beziffert Nokia den weltweiten Handymarkt auf 420 bis 440 Millionen verkaufter Einheiten, eine pessimistischere Prognose als etwa die von Siemens und Motorola. Derzeit trägt jedes dritte Handy auf der Welt das Nokia-Logo, bald sollen es sogar 40 Prozent sein.

Mit rund 20 neuen Telefon-Modellen im kommenden Jahr wollen die Finnen die Kunden vom eigenen Produkt überzeugen. Dabei steht der neue Multimedia Messaging Service (MMS), ein Nachfolgestandard von SMS, im Mittelpunkt. Aber die Unsicherheit, wie sich der GPRS- und der spätere UMTSMarkt entwickeln wird, bleibt bestehen.

Die großen Investmentbanken haben nach der neuen Nokia-Prognose ihre Empfehlungen aktualisiert. UBS erhöhte das Kursziel von bisher 25 Euro auf 31 Euro und erneuerte die Kaufempfehlung. Goldman Sachs behielt die Einstufung "Market outperform", erhöhte aber den Gewinn je Aktie von 0,73 Euro auf 0,78 Euro. Morgan Stanley und Merrill Lynch bleiben bei ihrer Einstufung dagegen auf "neutral".

Während Nokia sehr abhängig von dem Erfolg seiner Handys ist - sie machen rund 70 Prozent des Konzernumsatzes aus - dominiert bei Ericsson nach der Handy-Zusammenarbeit mit Sony eindeutig der Netzwerk-Bereich. "Ericsson ist dabei, aus der Krise herauszukommen", sagt Stefan Olsson, Telekommunikationsanalyst bei Fischer Partners in Stockholm. Zwar liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei Ericsson derzeit bei 115 (Nokias bei 32), dennoch ist Olsson optimistisch. "Wir haben eine Kaufempfehlung herausgegeben, denn wir glauben, dass 2003 wieder ein richtig gutes Jahr wird", meint er. Ericsson habe als Weltmarktführer bei den Mobilfunknetzen gute Chancen, wieder richtig erfolgreich zu sein. "Außerdem haben sie in den vergangenen Wochen überraschend gute Handys präsentiert."

Die positive Einschätzung des schwedischen Unternehmens Ericsson wird von vielen Analysten geteilt. Sie ist allerdings stark davon abhängig, dass der Markt für den dritten superschnellen Mobilfunkstandard tatsächlich Ende kommenden Jahres oder spätestens im Jahr 2003 richtig in Gang kommt. Ein Blick zurück zeigt jedoch, dass die Einführung neuer Technologien immer wieder von Verspätungen begleitet wurde. Das lässt nichts Gutes hoffen.

hst

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