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Wirtschaft: 400 Personal-Service-Agenturen in Arbeit

Die Hälfte der Ausschreibungsverfahren für die Hartz-PSA ist abgeschlossen/ Experten zweifeln am Erfolg

Sie sind das Herzstück der HartzReform: die Personal-Service–Agenturen (PSA). Sie sollen Arbeitslose an Unternehmen ausleihen und möglichst in eine feste Anstellung bringen. Bis zum Jahresende soll es laut Florian Gerster, Chef der Bundesanstalt für Arbeit (BA), 850 Agenturen mit insgesamt 50000 Arbeitslosen geben. Und das könnte klappen: „Bisher sind 400 Verträge zwischen Arbeitsämtern und PSA-Betreibern unterschrieben“, sagte ein Sprecher der BA am Donnerstag. Die restlichen Ausschreibungsverfahren sind noch nicht abgeschlossen. In Berlin und Brandenburg gibt es inzwischen 28 PSA. Diese haben zwar insgesamt erst 132 Arbeitslose angestellt, doch viele PSA begannen auch erst im Mai ihre Vermittlungstätigkeit.

Der Umfang der PSA-Aktivitäten war ursprünglich viel größer geplant: Peter Hartz sprach zunächst von 260000 PSA-Angestellten jährlich. Übrig geblieben sind nun 50000. Die PSA bekommen Bewerber vom Arbeitsamt vorgestellt. Aus diesem Kreis wählt die Agentur Kandidaten aus, stellt sie bei sich an und versucht, sie bei Unternehmen als Zeitarbeiter unterzubringen. Das Arbeitsamt zahlt pro Mitarbeiter eine Pauschale, die für die ersten drei Monate etwa zwischen 800 und 1400 Euro pro Monat liegt. Mindestlöhne für PSA-Beschäftigte hängen von dem angewandten Tarifvertrag ab und liegen bei etwa 860 Euro.

„In drei bis sechs Monaten werden dann auch die ersten PSA Pleite gehen“, sagt Volker Enkerts, Vizepräsident des Bundesverband Zeitarbeit (BZA). Denn je länger eine Person PSA-Angestellter ist, desto geringer werden die Zuschüsse. Und die PSA muss ihre Angestellten bezahlen – ob ein Unternehmen sie ausleihen will oder nicht.

Viele Experten sind skeptisch, ob die Agenturen wirtschaftlich erfolgreich sein werden. Laut Enkerts kommt nur etwa ein Drittel der Träger aus der Zeitarbeitsbranche, ein großer Anteil seien Weiterbildungsunternehmen. Diese verfügten oft nicht über die nötige Erfahrung in der Zeitarbeitsbranche. Hilmar Schneider, Arbeitsmarktexperte des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit, ist der Ansicht, dass vor allem der Tarifzwang der PSA schaden wird. Er befürchtet, dass die Gewerkschaften den Lohn bis nahe an das Equal Pay, also die gleiche Bezahlung wie für die Beschäftigten in den Betrieben, treiben werden. Dadurch werde die Arbeit aber zu teuer. „Das sind Tarifdiktate“, schimpft auch Enkerts.

Die Träger der Agenturen sind jedenfalls optimistisch. Die Essener Zeitarbeitsfirma Intertemp unterhält derzeit bereits sechs PSA. Geschäftsführer Michael Hollstein, der für eine Agentur selbst verantwortlich ist, zieht ein positives Zwischenfazit. Die vier Intertemp-PSA in Ostdeutschland haben bislang 85 Arbeitslose eingestellt – und alle an Unternehmen ausgeliehen. Das ist kein Wunder, denn die Intertemp stellt bislang nur Personen ein, die sicher von einer Firma engagiert werden. Doch das wird sich ändern. „In spätestens drei Monaten müssen wir unsere vom Arbeitsamt vorgegebene Sollgröße von insgesamt 210 Beschäftigten für die vier PSA im Osten erreicht haben. Dann wird es sicher auch Leerlauf geben“, sagt Hollstein. Für vier Mitarbeiter hat Intertemp bereits Firmen gefunden, die diese fest übernehmen wollen.

Die Berliner Akademiker-PSA „Dr. Career“ will – nach dem Start im Mai – in der kommenden Woche „drei bis vier“ Universitäts-Absolventen einstellen. 40 sollen es einmal werden. „Doch ob wir die je erreichen, ist unklar“, sagt der Geschäftsführer Henry Florian. Denn er will nur Arbeitslose einstellen, die er auch wirklich an Unternehmen vermitteln kann. „Wir lassen uns nicht zwingen, eine bestimmte Anzahl von Leuten zu nehmen.“ Falls die Agentur langfristig keine 40 Angestellten vermitteln kann, macht er die PSA wieder zu, kündigt er an. ueb/obu

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