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Wirtschaft: 42 Stunden sind die Regel

Studie: Die Deutschen gelten als unflexible Arbeitnehmer – die Wirklichkeit sieht anders aus

Düsseldorf - Die Deutschen arbeiten deutlich länger, als ihnen international nachgesagt wird – und als das tarifliche Soll. Zu diesem Ergebnis kommen die Wissenschaftler des Kölner ISO Instituts. „Im Schnitt schaffen die Menschen längst 42 Stunden die Woche“, sagte der nordrhein-westfälische Arbeits- und Wirtschaftsminister Harald Schartau, der die Studie am Dienstag der Öffentlichkeit vorstellte. Aus den Zahlen der Wissenschaftler ergibt sich außerdem, dass die Arbeitnehmer bei ihren Arbeitszeiten längst ein hohes Maß an Flexibilität aufbringen und ihre persönlichen Bedürfnisse den betrieblichen Anforderungen flächendeckend unterordnen.

Vor diesem Hintergrund kritisierte Schartau die Versuche der Arbeitgeber, eine generelle Verlängerung der Arbeitszeit durchzusetzen: „Die Debatte zielt alleine darauf ab, die Löhne zu drücken.“

Die Wissenschaftler haben im Jahr 2003 alle Branchen untersucht und dafür insgesamt 4000 abhängig Beschäftigte im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt. Sie haben ermittelt, dass die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit im Westen um gut drei Stunden über dem tarifvertraglich vereinbarten Rahmen lag, im Osten Deutschlands sogar um 3,2 Stunden. „Damit liegen die Arbeitszeiten in Deutschland entgegen vielfachen Behauptungen exakt im europäischen Mittelfeld“, sagte Schartau. Die Wissenschaftler haben darüber hinaus festgestellt, dass inzwischen 24 Prozent aller Überstunden nicht einmal mehr bezahlt werden. Zugenommen hat auch der Anteil, der nur noch in Freizeit abgegolten wird – er lag bei 54 Prozent. Die Teilzeitarbeit ist weiter verbreitet, als zuvor. Die Quote ist um vier Punkte auf 24 Prozent gestiegen. Jeder dritte Beschäftigte muss auch an Wochenenden präsent sein.

Hoch ist auch die Flexibilität der Beschäftigten, nur jeder Zweite hat überhaupt vorher festgelegte Arbeitszeiten, ansonsten passen sich die Arbeitnehmer offenbar auch sehr kurzfristig den betrieblichen Bedürfnissen an. Viele wissen am Vortag noch nicht, wie lange sie zu arbeiten haben. Schartau wies aber auch darauf hin, dass viele Befragte angegeben haben, künftig weniger arbeiten zu wollen: „Sie wünschen sich vor allem, wenn sie Kinder haben, weniger Wochenstunden, die Realität in den Betrieben entspricht also nicht den Bedürfnissen der Beschäftigten.“

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